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Fiats Fehler beheben - Lackierung der Motorhaube

Ich habe mir ganz bewusst einen Sevel gekauft. Erstens, die Dinger haben eine unglaubliche Verbreitung. Zweitens, die Dinger rosten einem nicht so schnell untem Arsch weg wie z. B. Crafter und Sprinter. Und Drittens, ich finde für einen Transporter sieht der Sevel einfach schnittig aus. Aber so langsam werde ich Zeuge einer Götterdämmerung bei der ich immer mehr Schwachstellen beheben muss. Mein größtes Problem hatte ich ja mit dem Puma-Motor bereits groß und breit beschrieben. Ein Motor der den Inbegriff einer Fehlkonstuktion verkörpert. Dieses Problem betrifft aber meist nur den Peugeot Sibling aus der Sevel Familie, denn nur der Peugeot Boxer hat diese unsägliche Maschine über einen Zeitraum von mehreren Jahren verbaut.

Ein riesen Übel, das aber wirklich alle Fahrzeuge aus der Sevel 250-Familie betrifft, ist der abblätterne Decklack. Mehrere Jahre, irgendwo um das Jahr 2010, hatte FIAT ein echtes Problem mit dem Decklack. Irgendwie haben sich da bei denen die Grundierung und der Decklack stellenweise nicht wirklich verbunden und nach einiger Zeit spielen die Insekten auf dem Lack Arkanoid (altes Spiel auf dem Commodore C64). Meist platzt der Lack bei diesem Wagen überhalb der Frontscheibe ab, oftmals aber auch auf der Motorhaube. So war es bei mir. Seltsamerweise reagiert der Lack dann über die Jahre auch noch mit etwaigen Beklebungen, denn der Kleber scheint Stellen dieses Problems nachträglich wieder zu festigen. Bei meinem Wagen hat sich auf der Motorhaube über die Jahre eine bierdeckelgroße Stelle abgeschält. Aber erstaunlicher Weise muss quer durch diese Stelle mal eine Textbeschriftung gegangen sein, denn dort wo die Buchstaben waren, blieb der Lack bombenfest kleben und blätterte eben nicht ab. Es ist für mich schwer zu sagen ob dieses Problem vom Decklack her oder von der Grundierung herrührt. Dazu später mehr.

 

Ich wollte schon immer diesen Schandfleck beseitigen. Da gibt man sich bei seinem Wagen größte Mühe – wäscht ihn; poliert ihn; pflegt die Stoßfänger mit Koch Chemie – und dann voll frontal so eine hässliche Stelle. Bei genauerer Betrachtung sah man auch an den Kotflügelverbreiterungen, dass dort auch großflächig der Lack abplatzte. DAS war aber meine Schuld. Zwar hatte ich mir beim Reinigen und Lackieren der Kunststoffteile super Mühe gegeben – und es sah anfangs auch perfekt glatt aus – aber ich vergaß die zu lackierenden Stellen zu grundieren. Dabei hätte es dort laut Anleitung einen speziellen Kunststoff-Haftgrund gebraucht. Das habe ich unterschätzt und deshalb nicht gemacht. Deshalb musste ich bereits nach wenigen Fahrten feststellen, dass ich immer mehr Lack dort verlor. Aber wie ich das alles wieder in Ordnung bringen sollte wusste ich nicht. Ich hatte die große Befürchtung, wenn ich da mit der Spühdose draufgehe, dass das am Ende, Erstens nicht hält, und Zweitens scheisse aussieht. Als mir mein Freund Martin anbot, dass wir das in seiner Lackierkabine wirklich ordentlich  machen können, hab ich sofort Ja gesagt. Da ich es eh geniesse mit ihm abzuhängen, nahm ich das sowieso gerne an. Wieder ein Martin/Mark Projekt, was soll da schief gehen. Da das Projekt bereits für den Herbst 2023 geplant war, hatte ich den Lack auch schon bereits seit Oktor 2023 im Keller rum stehen. Leider hatte es sich erst jetzt ergeben die ganze Sache anzugehen. Aber besser spät als nie.

Als Erstes musste mal alles abgebaut werden, was später neu lackiert werden sollte. Also haben wir als Erstes die Motorhaube abgeschraubt und vorsichtig auf zwei Böcke gelegt. Während ich danach die Kotflügelverbreiterungen abgeschraubte, begann Martin bereits mit dem Schleifen der Haube. Beim Schleifen stellte sich schnell raus wo noch Stellen waren an denen der Decklack bereits keinen Kontakt mehr mit der Grundierung hatte. Denn an bestimmten Stellen platzten gleich größere Stellen ab. Dann ging es daran, alles wieder eben zu verschleifen. Wir entschieden uns dafür den Decklack so knapp wie möglich bis zur Grundierung runterzuschleifen. Darauf würden wir dann zwei weitere Grundierungsschichten auftragen. Leider konten wir es nicht verhindern beim Abschleifen an den Kanten bis auf das blanke Blech herunter zu schleifen. Das machte die neuen Grundierungsschichten auch notwendig.

Die erste Grundierungsschicht haben wir extrem satt aufgetragen. Als sie trocknete zeigte sich aber, dass plötzlich Reste des Decklacks wirklich begannen aufzublühen (die Lackränder standen auf und ergaben häßliche Übergänge). Also mussten wir auch an diese Stellen nochmal ran und haben die dann auch nochmal vorsichtig runter geschliffen. Dann war die 2. Grundierungsschicht dran. Nun war alles fest und nichts blühte mehr auf. Endlich konnten wir mit dem Nass-Schliff beginnen. Martin legte sich mächtig ins Zeug und er machte aus meiner Haube einen Babypopo.

Während er sich intensiv mit meiner Haube beschäftigte, begann ich die Kotflügelverbreiterungen von ihrer alten Lackierung zu befreien. Grobe lose Stellen habe ich zuerst mit einer Spachtel abgekratzt und dann habe ich den restlichen Lack mit einem Exzenterschleifer abgetragen. Da die Kotflügelverbreiterungen bei mir nur teillackiert sind  – sie gehen sowohl über den weissen Lack als auch über die schwarzen Stoßfänger – musste ich vorher nochmal genau abkleben wo später kein Lack sein sollte. An diesen Stellen wollte ich bewusst nicht schleifen um die original Oberfläche zu erhalten. Die zu lackierenden Bereiche habe ich mit 220er Korn ganz vorsichtig sauber geschliffen.

 

Da wir vor hatten die Motorhaube nach dem Lackieren in der Kabine trocknen zu lassen, wäre ein Lackieren der Verbreiterungen nicht mehr möglich gewesen. Also entschieden wir uns dazu, die Verbreiterungen zuerst zu lackieren und sie dann ausserhalb der Kabine einzeln aufzuhängen. Aber erst mal mussten wir sie sauber grundieren – mit Kunststoffhaftgrund natürlich! Das ging wunderbar und trocknete raketenschnell. Dann konnte Martin mit dem Lackieren beginnen.  Die Teile sahen danach einfach genial aus. Wenn die Motorhaube so werden würde, dann wäre ich wunschlos glücklich mit dem Ergebnis.

Als die Verbreiterungen gut befestigt waren, und trocknen konnten, gings ans Eingemachte: die Motorhaube. Martin wischte nochmal alles staubfrei; wir haben nochmal einen gründlichen Blick auf alles geworfen und dann gings auch schon los. Martin hat das einfach megageil gemacht. Das Ergebnis war einfach toll. Hier zeigte sich auch, dass es gut war, dass ich beim Lack nicht gespart hatte. Denn laut Martins Aussage verlief dieser wunderschön und bildete eine fast schon klavierlackartige Oberfläche. Da wir vor und während des Lackierens die Absauganlage an hatten, waren wirklich nur minimale Staubeinschlüsse zu sehen. Ganz ehrlich, das war so minimal, dass es mir einfach egal war.

Am nächsten Tag konnten wir das fertige Ergebnis betrachten und wir waren sehr zufrieden. Wir haben dann wieder alles hin montiert und das Ergebnis war so gut, dass nun der restliche Lack erbärmlich aussah – das war aber nur Schmutz. Ich gebe den neuen Lackstellen aber jetzt erstmal zwei Wochen damit der Lack wirklich vollständig ausgehärtet ist, dann werde ich den gesamten Wagen nochmal einer gründlichen Wäsche unterziehen. Dann sieht alles wieder spitze aus!

 

Fazit nach 8 Wochen

Einen Tag nach dem Lackieren war der Lack zwar trocken aber er fühlte sich immernoch ganz leicht weich an. Irgendwie hatte ich die Sorge wir hätten ihn vielleicht doch falsch angemischt, und zu wenig Härter erwischt. Was wenn der Lack dann nicht komplett aushärten würde? Um es kurz zu machen, er ist nach mehreren Tagen komplett ausgehärtet gewesen und war genauso bockelhart wie der andere Lack auch. Irgendwie habe ich auch den Eindruck, dass der Lack nach dem vollständigen Aushärten nochmals eine Idee glatter wurde.

Jetzt nach mehreren Wochen habe ich auch das Gefühl, dass sich die Farbe durch die Sonneneinstrahlung vollständig angeglichen hat. Er hat wohl seine reinweisse Jungfräulichkeit verloren und passt jetzt 1:1 zum restlichen Fahrzeug!

 

Einen Satz noch zum Lack selbst: den habe ich nicht bei FIAT, sondern bei Prosol gekauft. Es war nicht nur so, dass der Lack eine hervorragende Qualität hatte, sondern die Beratung war auch außerordentlich gut. Ich bekam zum Einen eine ausführliche Beratung vor Ort, und zum Anderen alles noch in schriftlicher Form zum Nachschlagen. Das half uns in der Tat vor und während des Verarbeitens. Über die Haltbarkeit nach dem Verarbeiten am Wagen kann ich jetzt noch nichts sagen, aber bis hier kann ich diese Produkte nur empfehlen. Krass ist auch die Ergiebigkeit: Ich habe als Mindestgröße ein 5l Farbgebinde gekauft und davon haben wir tatsächlich nicht mal 1/5 verbraucht. Gefühlt ist der Kübel noch randvoll. Es wird also in naher Zukunft auch noch die Schiebetür fachmännisch lackiert. Lack haben wir ja mehr als genug. Das wird ein Projekt bei dem wir versuchen werden die Blechschäden anstatt mir Spachtel mit Zinn zu begradigen. Aber dazu mehr, wenn es soweit ist.

 

Verwendete Werkzeuge und Utensilien:

- FIAT Decklack, Härter, Grundierung, und Kunststoff-Haftgrund von Prosol 220,-

- 220er Schleifscheiben für den Exzenterschleifer

- 800er Schleifpapier für den Handschliff (nass)

 

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