Es ist im Leben oft so, dass man das was einem passiert nicht vorhersehen, oder planen kann. Bei mir stimmt das leider nur zum Teil. Wir waren zu Pfingsten auf einer Urlaubsreise am Bodensee. Die Kiste ist eigentlich super gelaufen. Die Fahrten auf der Autobahn waren wie immer ein echter Genuss. Tempomat rein, auf 120km/h eingelocked, Füße bequem abgestellt und einfach bei tollstem Wetter laufen lassen. Der Wagen hat wie gewohnt alles mitgemacht. Nach zwei wunderschönen Tagen in Lindau und in Bregenz haben wir beschlossen einen Abstecher nach Bern zu machen, weil ich meiner Frau die beindruckend schöne Altstadt mit den putzigen Kellern zeigen wollte. Das haben wir dann auch gemacht. Als wir nach einem superschönen und entspannten Tag wieder zum Bodensee zurückfahren wollten, schlug das Schicksal bitter zu. Da wir relativ unvorbereitet und spontan in die Schweiz fuhren, waren wir ziemlich schlecht vorbereitet. Uns fiel erst in Bern auf, dass wir kein Roaming hatten und uns Google Maps auf der Hinfahrt unser gesamtes restliches Datenvolumen (es war bereits der 28. des Monats) für dieses Monat aufgebraucht hatte. Da unsere Tochter in Deutschland auf einem Sportcamp war, war es uns wichtig für sie erreichbar zu sein, weshalb wir abends unbedingt wieder auf deutschem Boden, in deutschem Netz sein wollten. So fuhren wir ohne Guthaben Richtung Konstanz und freuten uns darauf abends noch mit unserer Tochter telefonieren oder schreiben zu können. Leider sollte es ganz anders kommen. Wir fuhren ca. eine Stunde als ich auf einer Anhöhe plötzlich das Gefühl hatte, der Wagen würde kein Gas mehr annehmen. Da Gaspedale, nach meinem Wissen, heute keine mechanischen Teile mehr mit Bowdenzügen sind, sondern eigentlich elektronische Potentiometer, dachte ich, dass wie bei einem kratzenden Lautstärke-Poti, das Gaspedal evtl keinen Kontakt hätte. So pumpte ich mehrere Male um die Kontakte freizuschleifen. Erst tat sich absolut nichts, als dann plötzlich der Wagen, wie bei Vollgas, beschleunigte. Ich nahm den Fuß vom Gas und trotzdem zog das Tempo unbeirrt an. Erneut dachte ich das Pedal würde hängen, weshalb ich erneut pumpte. Aber es änderte sich nichts. Der Wage beschleunigte weiter und war bereits bei 135km/h angekommen. Ich trat kurz auf die Kupplung weshalb der Motor plötzlich voll hoch drehte. Ein wahrhaft beängstigendes Geräusch. Sofort ließ ich die Kupplung wieder raus um dem Motor nicht weiter zu schaden. Der Wagen beschleunigte weiter. Die Situation war absolut gruselig, weil der Wagen sich wirklich fremdgesteurt anfühlte. Plötzlich sah ich aus dem Auspuff weissen Qualm kommen und es begann furchtbar zu stinken. In meiner Verzweiflung drehte ich den Schlüssel und hoffte der Motor würde irgendwie reagieren, aber es änderte sich nichts, der Wagen beschleunigte. Im Schiock tat ich sogar etwas von dem ich im Nachhinein weiss, dass er super gefährlich war: ich zog den Schlüssel ab und war geschockt, dass der Wagen immernoch beschleunigte. Ich stecke ihn sofort wieder ein, weil mir klar wurde, wenn jetzt das Lenkradschloss einrasten würde, dann wären wir am Arsch und würden uns evtl überschlagen, sollte ich beim Einrasten nur leicht einlenken. Zu unseren Glück habe ich schnell reagiert und das verhindern können. Deswegen hier nochmal kurz der Hinweis: meinen Fehler bitte keinesfalls nachmachen! Aber das war eben eine Extremsituation in der ich einfach falsch reagiert habe. Nun gut, ich hatte den Schlüssel wieder drin und sah meine Frau an, und war kurz ratlos. Ich sagte dann zu ihr, dass ich nur eine Möglichkeit sehe: ich müsste den Wagen mit allen Bremsen (Fuß- und Handbremse) auf dem Seitenstreifen irgendwie abgewürgt bekommen. Da wir erst kurz zuvor vollgetankt hätten, wären wir sonst mit dem vollen Tank bis Dortmund Super-Mario-Cart gefahren.
Nachdem der Wagen mit abgewürgtem Motor auf dem Pannenstreifen stand, ging es als erstes darum das Fahrzeug zu sichern. Warnwesten anziehen, Warndreick aufstellen, die Pannenleuchten sichtbar ablegen und aus dem stinkenden Qualm hinter die Leitplanke treten. Nun konnten wir die Polizei anrufen. Während wir warteten, setzte langsam der Verstand ein und mir wurde klar, dass dies kein Minischaden war, sondern hier war mächtig was schief gelaufen. Mir war schlagartig klar, das würde etwas Größeres und vor allem was Teureres! Nach etwa 5 Minuten kam die Polizeistreife und erkundigte sich was passiert war. Sie berichteten uns, dass ihr Revier Luftlinie circa 100m entfernt sei und, dass sie beim Verlassen der Polizeistation direkt in unserem Qualm standen - soweit hat das gezogen. Zusammen mit den Polizisten haben wir dann den ADAC angerufen und die ersten Schritte der Abwicklung ins Laufen gebracht. Als die Rückmeldung des ADAC kam, welcher Abschleppdienst kommen würde, verabschiedete sich die Streife und wir standen alleine mit unserem Elend und dem Schock hinter der Leitplanke und sahen uns relativ ratlos an. Tausend Fragen gingen uns durch den Kopf. Wo sollten wir schlafen? Wie nehmen wir unsere Sachen mit? Wie würde das mit dem Rücktransport wohl ablaufen? Wir waren in der Tat sehr verunsichert. Mit jeder Minute Warten auf den Abschleppdienst wurden wir nervöser und noch mehr verunsichert. In unserer Vorstellung mussten wir alles was wir jetzt in Anspruch nehmen würden, erstmal vorstrecken bevor wir das später erstattet bekommen würden. Aber es war bereits spät abends, und wir hatten keine Ahnung wo wir waren. Internet auf dem Handy hatten wir nicht mehr um zu sehen was es da so geben würde und wir wussten nicht ob es dort eine Pension geben würde in der wir noch unterkommen könnten. Dazu kam noch, dass wir in Bern schmerzlich einen Kostprobe der schweizer Preise bekommen hatten. Eine Breze kostete 5EUR. Was würde uns dann die Unterkunft etc. kosten?? Schließlich kam dann der freundliche Mann vom Abschleppdienst. Während er das Fahrzeug auflud gingen mir weiter alle unsere Fragen durch den Kopf. Relativ schnell kam aber mit ihm eine Unterhaltung in Gang in der ich ihn vieles fragen konnte. Es stellte sich heraus, dass er uns auf das Gelände seiner Werkstatt schleppen würde und wir dort die Nacht unproblematisch im Cruisemobile verbringen könnten. Das war schon mal gut. Da wir noch Essen im Wagen hatten konnten wir uns auch zum Abendessen gut versorgen, obwohl uns der Appetit schon arg vergangen war. Normalerweise würde ich an dieser Stelle im Internet recherchieren und versuchen herauszufinden was eigentlich technisch passiert war. Aber als wir versuchten unser Guthaben für teuer Geld aufzuladen, stellten wir fest, dass wir dort nur Telefon Empfang hatten. Kommunikation war also nur per Telefonanruf möglich, nicht aber über LTE.
Am nächsten Morgen hatte sich der erste Schock doch ganz gut gelegt und wir hatten vieles davon schon verdaut. Wir versuchten rational mit der Situation umzugehen und haben zu allererst wieder den ADAC angerufen. Nun konnten wir alle Schritte für den Rücktransport von Mensch und Maschine einleiten. Das war leider nicht ganz so einfach wie gedacht, da die Schweiz nicht in der EU ist und dadurch zollrechtliche Hürden bestehen. Alles was in der EU einfach gehen würde, greift hier nicht. Nachdem der Abschleppdienst bestätigen konnte, dass der Schaden nicht innerhalb von 3 Tagen reparabel ist, stand der Versicherungsfall für den Rücktransport fest und mir wurde alles erklärt. Das Fahrzeug würde bis auf Weiteres beim Abschleppdienst verbleiben bis es durch eine Spedition abgeholt und dann zu einer Werkstatt meiner Wahl verbracht werden würde. Dies könnte bis zu 4 Wochen dauern. Also war klar, dass wir die Heimreise ohne unseren geliebten Wagen, in einem Mietwagen, antreten würden. Aber auch da war die Sache nicht so einfach: sie konnten uns nur einen Mietwagen mit deutschem/EU-Kennzeichen geben. Mit einem schweizer Nummernschild wäre das nicht möglich. Also telefonierte der Mann vom ADAC den gesamten Vormittag und Nachmittag herum um rauszufinden wo denn ein solcher Mietwagen stünde. Gegen 15 Uhr bekamen wir dann endlich den Anruf, dass in 15 Minuten ein Taxi bei uns wäre um uns zum Flughafen Basel zu fahren, wo wir einen Mietwagen bekommen würden. Wow, 15 Minuten. So schnell? Jetzt mussten wir in Windeseile entscheiden was wir mitnehmen, wie wir es mitnehmen und wie wir das Cruisemobile transportfertig machen. Auch unseren Müll mussten wir noch entsorgen, damit der in den vier Wochen Transport nicht anfangen würde zu vergammeln und alles vollstinken würde. Pünktlich kam das Taxi und sammelte uns ein. Die Fahrt nach Basel würde, laut Auskunft des Fahrers, eine Stunde dauern. Auweia. Das Taxometer drehte sich schneller als der Kopf eines Besoffenen wenn er versucht im Bett seinen Rausch auszuschlafen. Ich fürchtete schon in Basel dann die horrende Latte bezahlen zu müssen. Immerhin hatten wir nach 20 Minuten schon 120EUR auf der Uhr – Schweizer Preise halt. Als wir dann auf dem Flughafengelände angekommen waren fühlte ich vorsichtig vor und meinte zum Fahrer "Da der ADAC das Taxi ja direkt geordert hat, geht die Rechnung schon direkt an den ADAC, oder?" In der Tat war es so, dass der ADAC auch diese Kosten direkt übernahm, ohne dass wir etwas auslegen mussten. Nun mussten wir unseren ganzen Krempel durch den Flughafen zum Schalter der Mietwagenfirma schleppen. Dort angekommen stand der Mietwagen bereit, aber da auch hier die Preise Schweizer Niveau haben überschritten die Kosten für den Wagen den Satz vom ADAC um 130EUR. Diese musste ich per Kreditkarte vorstrecken, bekomme ich aber vom ADAC noch erstattet. Nun konnten wir endlich in den Fiat 500 Max mit Hamburger Kennzeichen einsteigen und Richtung Heimat fahren. Als wir aus Basel raus, und über die Grenze gefahren waren, senkte sich unser Blutdruck langsam wieder und man hatte das Ziel vor Augen in Ruhe zu Hause anzukommen um sich in heimischen Gefilden wieder zu fangen. Das Auto fuhr sich zwar nicht so schön wie das Cruisemobile aber wir kamen nach 5 Stunden heil zu Hause an. Am nächsten Morgen konnte ich den Mietwagen dann ganz entspannt zurückgeben.
Dann begann das große Warten. Tag um Tag fieberte man dem Eintreffen des Cruisemobile entgegen und spielte mit seinen fachkundigen Kollegen viele Schadens-Szenarien durch. Da waren Theorien von 1500,- bis 10.000 dabei. Alle Mechaniker darunter gingen davon aus, dass es wohl keinesfalls das schlimmste Szenario werden würde. Man ging bis Dato von einem defekten Turbo aus, der Öl gezogen hätte und man sinnierte darüber, ob dieser wohl gebrochen wäre und dann Bruchstücke in den Motor gelangt wären. Da zwischen dem Turbo und dem Brennraum noch der Ladeluftkühler liegt, ging man davon aus dass etwaige Bruchstücke hier aufgefangen worden wären und der Motor keinesfalls mit Trümmern beschädigt sein kann. Deshalb ging ich von einem mittleren Szenario aus und rechnete erstmal großzügig mit 7000,- EUR Schaden und fand mich bereits damit ab. Leider kommt es aber immer anders als man denkt.
Pünktlich vier Wochen nach dem Schaden traf das Fahrzeug in der Werkstatt ein. Eine Computerstimme am Telefon wies mich auf gruseligste Art darauf hin, dass mein Fahrzeug just an diesem Tage in der Werkstatt angekommen sei. Am nächsten Tag rief mich der KFZ-Meister an und teilte mir mit, dass es leider nicht der Turbo war, sondern der Kolben in Zylinder 1. Dieser hatte ein Loch. Dadurch saugte er Motoröl an welches er in der Brennkammer verbrannte. Dazu brauchte er weder Elektrik noch Gaspedal, weswegen es auch egal war was ich am Gaspedal veranstaltet hatte, oder, dass ich den Schlüssel abgedreht hatte. Er hätte theoretisch solange "Gas gegeben" bis das Motoröl restlos verbrannt gewesen wäre, und wenn nix mehr da gewesen wäre, wäre er mit einem Kolbenfresser furios abgestorben. Das Fazit der Werkstatt war, das sie eine Reparatur des Motors zwar für möglich, aber höchst unwirtschaftlich hielten. Da der Schaden durch eine defekte Einspritzdüse verursacht wurde, hätte man nicht nur diese eine, sondern alle vier ersetzen müssen, um zu verhindern, dass nach der Reparatur die nächste Düse den nächsten Kolben zerstört. Eine dieser Einspitzdüsen kostet aber schon 1100,- EUR – OHNE Einbau wohlgemerkt. Dazu käme die Reparatur des Kolben und der Laufbuchse und ein neuer Turbo. Wenn man den Motor eines Fahrzeug wegen einer Reparatur ausbauen muss, dann empfiehlt es sich auch gleich die Kupplung neu zu machen, welche bei mir eh fällig gewesen wäre. Alles in Allem würden wir da bei 6.500-7.000 EUR rausgekommen. Aber, dafür hätten wir immernoch einen alten Motor! Und keiner könnte mir sagen, ob der Motor beim Hochdrehen nicht noch anderweitig Schaden genommen hätte. Da wäre bei diesen hohen Kosten also noch ein gewaltiger Unischerheitsfaktor der sich nicht einfach wegreden lässt. Für 11.000 EUR hingegen bekämen wir einen generalüberholten Motor mit quasi 0km, auf den wir auch 2 Jahre Garantie bekommen. Im Prinzip ist der einzige Unterschied zu einem fabrikneuen Motor lediglich, dass der Austauschmotor ein instandgesetztes Motorgehäuse aus einem gebrauchten Motor hat. Alle anderen Teile sind neu. Die Empfehlung der Werkstatt ging ganz klar in Richtung Austauschmotor, wozu mir auch mein Gefühl direkt riet. Der KFZ-Meister hatte auch noch ein wichtiges Argument, was nicht von der Hand zu weisen war: er meinte, mit einem reparierten Motor hätte man immernoch einen alten Motor dem man nach so einen krassen Schaden mit Sicherheit paranoid gegenüber stehen würde. Bei jedem noch so kleinen Geräusch würde man sich Horrorszenarien ausmalen. Darauf kann ich beim Urlauben getrost verzichten. Also fiel unsere Entscheidung Wohl oder Übel auf den neuen Motor. Objektiv betrachtet ist unser Wagen von der Substanz es allemal wert. Und damit werten wir ihn quasi zum "Neuwagen" auf. Darüberhinaus gibt es viele Dinge im Leben, die scheisseviel kosten und man aber nicht wirklich viel davon sehen kann; z. B. eine neue Heizung zu Hause oder ein neues Dach. Da kostet richtig Geld aber man hat dann ja nicht ne kompett neue Wohnung oder ein neues Heimkino das man vorher nicht hatte, sondern man hatte vorher heizen können und kann jetzt wieder nur heizen, nur halt mit ner neuen Heizung. Genauso sehe ich das auch hier. Wir konnten vorher auch nur fahren, aber jetzt können wir dann fahren und sind uns für 11.000 EUR halt nun sicher, dass am Motor nichts mehr kommen wird.
Was mich vor meiner Beauftragung an die Werkstatt natürlich interessiert hatte, war, warum passierte es und wie kann ich das künftig verhindern? Vom Meister erfuhr ich, dass dieser Motor in meinem Baujahr ein Problem-Motor ist. Er wurde nicht nur im Transit und im Boxer verbaut, sondern für zwei Jahre auch mal im Ducato. Dort gab es wohl eine Häufung solcher Fälle mit durchgebranntem Kolben. Fiat bestand auf eine Lösung dieser Problematik was Ford aber nicht hinbekam. Daraufhin bot Fiat nach zwei Jahren mit Baureihen mit diesem Motor, diesen nicht mehr an und nahm ihn aus dem Programm. Dieses Problem konnte Ford anscheinend nie lösen weshalb der Motor dann auch beim Transit und beim Boxer irgendwann nicht mehr eingebaut wurde. Das Problem ist wohl ein Kolben der etwas zu schwach konzipiert ist und eine Einspritzdüse die gerne beginnt zu lecken. Wenn diese dann den Diesel nicht nur in den Brennraum spritzt wenn das vom Takt so vorgegeben ist, sondern permanent eine geringe Menge Diesel in den Brennraum eintropft, überhitzt dieser und der Kolben brennt durch. Laut seiner Aussage würde sich das aber eine ganze Zeit vorher mit deutlich hörbarem Nageln äussern. Daran könnte man erkennen, dass mit einer der Einstpruitzdüsen etwas nicht stimmt. Es muss also immer darauf geachtet werden, dass man ab einer Laufleistung von ca. 70.000km, auf genau solche aktustischen Veränderung aufpasst und diese dann in der Werkstatt untersuchen lässt. Das bringt mich zu einem meiner Eingangsstatements: ich bin zum Teil mit Schuld! Das Nageln fiel mir nämlich im kalten Zustand wohl schon länger auf, nur ich habe dem nichts beigemessen. Hätte ich das mal gemacht, hätte man beim Boschdienst wohl die Einspritzdüsen abdrücken können um die defekte Düse zu finden und diesen Schaden vielleicht zu vermeiden. Diese Info kommt für mich zu spät, aber vielleicht rettet sie einem von euch den Motor.
Punktlich, um noch genug Vorbereitungszeit vor dem Urlaub zu haben, bekam ich den Anruf von der Werkstatt: Der Wagen ist fertig! Also nix wie hin um den Wagen in Empfang zu nehmen. Freudestrahlend sah mich der Werkstattmeister nicht gerade an. "Wir gehen mal an den Tisch da rüber" sagte er zu mir, und nahm eine Stapel Papiere mit. Dann erklärte er mir haarklein was alles gemacht wurde, bzw. gemacht werden musste. Mir schwante Übles. Eigentlich hatte ich nach einigen Zwischenstandsinformationen der Werkstatt gehofft, die Rechnung würde günstiger ausfallen als die ursprüngliche Schätzung. Immerhin sagten sie mir, dass der Motor ohne Probleme auszubauen war. Und es war wohl auch so, dass der Motor bei gleichem Preis nun doch mit mehr Anbauteilen kam als erwartet und somit nicht so viele Anbauteile von meinem alten Motor übernommen werden mussten – was dann immens Arbeitszeit sparen würde. Aber, es waren doch einige andere Kleinteile die dringend erneuert werden mussten. Eine Schwungscheibe hier, ein poröser Schlauch da. Alles Positionen die, von ihm erklärt, absolut Sinn machten. An einen neuen Motor einen porösen Schlauch der vermutlich bald einen Riss bekommen würde zu bauen, macht halt wirklich keinen Sinn. Alles in Allem kamen wir dann doch auf einen stattlichen Preis von 11.800EUR und lagen damit nochmal 800EUR über dem sowieso schon brutalen Preis der mit vor drei Wochen schon das Blut gefrieren ließ. Auf der Heimfahrt stellte sich aber unmittelbar große Freude ein. Erstens, weil ich mein Baby wieder hatte. Und Zweitens, weil er direkt nach dem Anspringen absolut rund lief. Keine Stotterer, keine leicht schwankende Drehzahl, und vor Allem kein krasses Nageln im kalten Zustand. Das Teil schnurrte wie ein Kätzchen. Jetzt mag ich mich auch täuschen oder es mir vielleicht einreden, weil ich gerade vorher fast 12.000 Tacken gelascht habe, aber ich war mir tatsächlich sicher der Wagen wäre bedeutend laufruhiger. Vielleicht will ich aber auch nur, dass es so ist, damit sich die Investition wirklich rentiert hat. Seis drum, jetzt können wir endllich in den Urlaub!
Ich hatte natürlich direkt nachgefragt, ob der Motor eingefahren werden muss. Ein Protokoll oder spezielle Vorschriften bzgl. des Einfahrens gibt es offiziell nicht. Der Hinweis des Werkstattmeisters war lediglich, ihn normal zu fahren, ihn nicht zu sehr zu treten und auch auf den ersten Kilometern extreme Kurzstrecken zu vermeiden. Lediglich eine Sache ist zwingend um nicht direkt aus der zweijährigen Garantie rauszufallen: man muss nach 1000km einen Ölwechsel machen lassen, damit der erste Abrieb, der in den ersten Kilometern im Motor entsteht, mit dem Öl aus dem Motor gespült wird. Das kompliziert unsere Urlaubspläne insofern, dass wir erstmal 1000km in Deutschland oder Österreich auf die Uhr bekommen müssen, damit wir den Ölwechsel nicht in Italien machen müssen, wo wir ursprünglich eigentlich direkt hinwollten. Aber mir ist das irgendwie zu heikel. Erstens wegen der Kommunikation, dann weiss ich nicht was mir die für ein Olivenöl da reinkippen. Da ist es mir doch lieber ich mach das im deutschsprachigen Raum. Sollte das jetzt irgendwie diskriminierend klingen, dann möge man bitte gleich wissen, ich bin selbst zur Hälfte Italiener, es sind also schon auch meine Landsleute. Ich darf das sagen!
Noch ein Wort zum ADAC, oder zu Automobilclubs allgemein. Ich kann nur jedem raten einen Vertrag bei einem dieser Vereine abzuschließen. Wir hatten dieses Problem jetzt in der Schweiz und wir
sind heilfroh eine Mitgliedschaft zu haben. Der ADAC hat alles anstandslos bezahlt (sogar vorgestreckt), den Rücktransport inkl. Nicht-EU-Abwicklung, Unterbringung, Taxi zur Autovermietung und
Mietwagen für die Heimreise. Das wären in unserem Fall (man bedenke die schweizer Preise = EURx3)) ca. 4000-6000EUR gewesen. Bei einem Mitgliedsbeitrag von 130EUR/ Jahr kann man sich leicht
ausrechnen wieviele Jahre Mitgliedsbeitrag ich jetzt wieder drin habe. Entgegen der allgemeinen Meinung man könne das auch noch im Schadensfall an Ort und Stelle abschließen und dann solch einen
massiven Schadensfall geltend machen, dem kann ich die Hoffnung gleich nehmen. Das ist keine simple Starthilfe, die man da gerade noch bekommen würde. Ein Automobilclub ist eine Versicherung. Man
kann wenn das Haus abgebrannt ist auch keine Elementarversicherung mehr abschließen um einen Schadensfall geltend zu machen.
Klar könnte man auch argumentieren, dass das Geld, dass der Automobilclub mir jetzt "gegeben hat" man als Nicht-Mitglied ja auch angespart hätte. Aber ehrlich: wer macht das? Ich habe jetzt einen
Schaden am Auto von 11.000EUR. Wenn da noch die 6000EUR dazu gekommen wären, dann sähe es für uns düster aus... Vorallem weil das 6000 EUR gewesen wären, die am Auto erstmal nix reparieren und
verändern. Sondern es sind 6000 EUR um Schrott heimzuholen. Deswegen, denkt da in einem ruhigen Moment auch nochmal drüber nach. Ich mache hier keine Schleichwerbung. Ich habe keine Deals mit
denen und verdiene daran nicht.
Die Reparatur:
Austauschmotor 11.800 EUR
Die Kosten die wir durch den ADAC gespart haben:
Taxifahrt vom Womo zum Flughafen Basel 270 EUR
Mietwagen nach Hause 580 EUR
Transportkosten Cruisemobile durch ADAC: geschätzt 3000-4500 EUR
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