Wie soll mein Wohnmobil aussehen?

Wenn Geld keine Rolle spielt; ich jede Maschine für den Bau zur Verfügung habe; ich alle Führerscheinklassen habe und ich die Straßen auf denen ich fahren werde so skalieren kann, wie ich das in dem Moment gerne hätte – geil, dann muss ich überhaupt keine Kompromisse eingehen! Ich kaufe mir dann einfach einen niegelnagelneuen Reisebus und baue dafür passgenaues Interior wie bei Mobilia – mit großer Küche, französischem Doppelbett, eine Eckbadewanne mit Massagedüsen darf auch nicht fehlen. Der 55" Smart TV mit Surroundsound ist obligatorisch und einen Salon mit Marmorsäulen links und rechts in dem ich Gäste empfangen und gediegene Dinerparties abhalten kann, muss auch noch mit rein. Da auch in allen Gebirgen dieser Welt oben auf den Bergpässen alle Straßen zwanzig Meter breit sind und die Steigung der Berge für mich speziell flach gehalten wurde, wird das Fahren mit dem Ungetüm nie zum Problem. Achja und die 100l Diesel pro 100km stören mich auch nicht, denn Tanken kann ich stets weltweit umsonst.

 

Und dann bin ich wieder aufgewacht. Dann war ich leider doch kein Millionär. Meine Werkstatt ist doch nicht so ausgestattet, dass zukünftig Herr Pössl seine Mobile bei mir bauen lässt. Auch habe ich keinen LKW Führerschein sondern nur den normalen Klasse 3 und ich muss damit rechnen dass ich mal auf Straßen unterwegs bin, die enger sind als mir lieb ist. Das heisst, es läuft doch alles auf einen Kompromiss in Sachen Preis, Größe und Ausstattung hinaus. Einen Kompromiss mit dem ich aber auf lange Sicht leben können muss. Und um da nicht irgendwann böse zu erwachen musste ich mir einfach ein paar grundsätzliche Gedanken machen:

1. Was für ein Budget habe ich?

2. Was habe ich mit dem Mobil vor?

3. Auf welchem Terrain will ich mich bewegen?

4. Zu welcher Jahreszeit werde ich unterwegs sein?

5. Wer muss alles mit rein und wer braucht welchen Platz – und für was?

6. Wie versorge ich mich mit Energie?
7. Was für handwerkliche Möglichkeiten/ Fähigkeiten habe ich?

8. Welche Maschinen habe ich?

9. Was für einen Führerschein habe ich und welche Art darf ich überhaupt fahren?
10. Welches Fahrzeug ist im Falle einer Panne sowohl im Inland aus auch im Ausland unproblematisch?

 

     


Das Budget.

 

Als Budgetrahmen konnte ich spontan 15.000 EUR für Fahrzeug + Umbau und alle administrativen Ausgaben einplanen und freigeben. Ein Blick auf den Gebrauchtmarkt hat schnell gezeigt, dass fertige Wohnmobile in dieser Preisklasse schon ein paar Schleifen runter haben und schon sehr abgeliebt daher kommen. Ich wollte nicht auf ein Klo müssen in das schon jemand anderes reingekackt hatte, und ich wollte auch auf keiner Matratze schlafen in die schon mal einer reingeschwasselt hat. (A. d. F. schwasseln ist fränkisch für schwitzen). Heisst, wenn ich ein Mobil für 15.000 EUR kaufe, dann bleibt es nicht dabei. Ist dann auch noch der Boden ausgelatscht und die Polster sind latent am müffeln, dann kommen da schnell nochmal 1500,- bis 2000,- EUR on-top. Ist also doch nur eine Milchmädchenrechnung.

Dem gegenüber steht der Selbstausbau. Hierfür braucht man ein solides Basisfahrzeug – am Besten nicht allzu alt mit überschaubarer Kilometerleistung. Da für mich die T-Reihe von VW kein Wohnmobil sondern ein Campingbus ist, habe ich in Richtung Fiat Ducato, Ford Transit, Peugeot Boxer, Citröen Jumper und Iveco Daily gesucht. Das ist für mich die Mindestgröße um es ein Wohnmobil zu nennen. Der Mercedes Sprinter ist zwar in der gleichen Liga ist bei mir aber ausgeschieden weil er sehr schmal ausfällt und sich nach oben extrem stark verjüngt. Opel Movano, und diese ganzen Renault Master usw. denen fehlt es an Verbreitung. Da der Ducato auch von Peugeot, Ivceo und Citröen in Lizenz gebaut wird sind diese Fahrzeuge relativ identisch. Lediglich die Motoren sind unterschiedlich und der Iveco hat eine andere Front. Ansonsten sind sie identisch und sind in gefühlt 90% aller Womos als Basis verbaut. Das spricht schon mal für dieses Quartett was die Verbreitung international und somit das Angebot für Ersatzteile angeht. Also fiel meine Wahl auf diese Modelle. Da stehen jetzt allerdings noch verschiedene Motorisierungen und Fahrzeuglängen sowie auch Fahrzeughöhen zur Wahl. Der Gebrauchtmarkt gibt hier von 500 EUR bis 20.000 EUR alles her – ist alles eine Frage das Zustands. Ich habe mich für den Bereich von 8000-12000 EUR entschieden. Diese Fahrzeuge sind in der Regel 5-7 Jahre alt und haben eine Laufleistung von rund 80.000-100.000km (was ein gut gepflegter Diesel problemlos wegsteckt), mit aktuellem TÜV. Ich habe mich letztendlich für einen Peugeot Boxer Baujahr 2011 mit 90.000km für 7000 EUR entschieden. Es waren ein paar Reparaturen zu machen, aber der günstige Preis gab mir viel Spielraum für den Ausbau wenn ich die 15.000 EUR Budget nicht sprengen will. Allerdings ist, im Gegensatz zum Gebrauchtmobil, beim Selbstausbau in den 15.000 EUR der Innenausbau so wie ich ihn haben will und nagelneu!

Aber: es war schwierig überhaupt einen Transporter als Privatperson verkauft zu bekommen. Viele Händler die mit Transportern handeln machen Ihre Geschäfte ausschließlich mit Gewerbetreibenden. Das hat mit garantierechtlichen Dingen zu tun. Auch auf Nachfrage, dass man doch die Garantie ausschliessen könne, war kaum einer der Händler dazu bereit mir einen seiner Schätze zu verkaufen. Schlussendlich habe ich doch jemanden gefunden. Leider wusste er wohl was an dem Teil alles defekt war und er war dankbar einen Deppen wie mich gefunden zu haben, dem er das Teil ohne jegliche Garantie verkaufen konnte. Deshalb musste ich unerwartet Reparaturen in Höhe von 2800 EUR ausführen lassen. Da der Durchschnitt der Fahrzeuge mit gleicher Laufleistung etwa bei 10.000 EUR lag, habe ich jetzt zwar kein Schnäppchen mehr gemacht, aber überteuert gekauft habe ich auch nicht. Ich hatte halt nur extra Scherereien. Deswegen mein Tipp, nehmt jemanden mit der sich mit KFZ-Technik auskennt!

Was habe ich damit vor?

 

Ich muss mir zwangsläufig auch Gedanken machen, was ich damit vorhabe. Will ich nur 1x im Jahr für 4 Wochen auf einen Komfortplatz nach Italien und Kroatien und bleibe eigentlich permanent auf dem Platz; bewege mich nur vom Liegstuhl zum Strand und ab und an zur Bar? Oder möchte ich wirklich abseits der Autobahnen und Bundeststraßen ganz individuellen Urlaub und regelmäßig frei stehen? Gibts ein klares Votum für Variante Eins, dann stellt sich grundsätzlich die Frage ob man nicht mit einem Wohnwagen besser und günstiger beraten ist. Variante Zwei wäre das krasse Gegenteil zu Variante Eins. Aber das Schöne an einem Wohnmobil ist, man kann theoretisch jederzeit beides haben. 

 

Da kommen wir auch schon zum Terrain. Wo werde ich unterwegs sein? Immer auf der Autobahn oder doch auch des Öfteren mal auf engen Bergstraßen? Dann werden nämlich schnell auch Breite und Länge des Fahrzeugs relevant – Stichwort Wendekreis. Z.B. haben Ducato L4 und L5 einen wesentlich größeren Wendekreis als deren kürzerer Bruder Ducato L2. Das kann in brenzligen Situation einen großen Unterschied machen. Dafür haben L4 und L5 meist das Maxi-Fahrwerk und somit wiederum mehr Raum und mehr Zuladung. Da es vom Ducato auch unterschiedliche Hochdachvarianten gibt muss man sich auch fragen komme ich mit der geräumigen H3 Variante im Ausland unter allen Brücken und Unterführungen durch, oder tuts nicht auch die H2 Variante? 

 

Ich habe mich für die Boxer L2 Variante mit H2 Dach entschieden. Nach der Rangiererei mit Wohnwagen wollte ich nicht vom Regen in die Traufe kommen und wieder so ein riesen Floß haben wo ich nicht weis wie ich das über den Fluss geschippert bekomme. Also wollte ich ein wendiges Fahrzeug, welches aber die entsprechende Höhe hat um im vorderen Bereich (auf einer anderen Ebene) nochmal Schlafplätze zu ermöglichen – dazu später mehr im Teil "Ausbau Logbuch".
Nach grober Kalkulation war ich mir auch sicher mit dem Gesamtgewicht von 3300kg der Light Version auszukommen.

Ich campe, also bin ich. Ja schon... aber wann?

 

Die anvisierte Jahreszeit ist unbedingt in die Vorgedanken mit einzubeziehen. Zwar muss der Wagen in jedem Fall sorgfältig isoliert werden, aber "winterfest" ist nochmal eine andere Hausnummer, speziell was den Fahrzeugboden angeht. Sind bereits alle Möbel im Fahrzeug montiert, wird es sehr schwer den Boden nachträglich zu isolieren. Auch sollte unmittelbar zu Beginn überlegt werden ob man eine Heizung verbauen will, und wenn ja, welche und an welchem Ort.

 

Ich als alter Sommercamper habe leider zu spät ans Wintercaming gedacht und war im Nachinein damit konfrontiert noch eine Dieselheizung einbauen zu wollen, ohne mein Womo komplett zu zerlegen. Die ganze Odyssee gibts hier nachzulesen. Auch sind Teile des Bodens nicht doppelwandig und somit schlechter isoliert als andere.

 

Wer darf mit? Und wo?

 

Da meine Frau, meine Tochter und ich nicht größer sind als so manches Paket das DHL bei uns für den Ausbau angeliefert hat (um genau zu sein, so um die 160cm), hatten wir es vergleichsweise leicht. Warum soll das nicht auch mal für was gut sein?! Egal, bei unserer Körpergröße war klar, dass wir zwar problemlos quer im Fahrzeug schlafen können – unser Boxer ist von Innerverkleidung zu Innenverkleidung ca 183cm breit – aber es müssen drei Schlafplätze her. Das wird schwierig, da wir die L2-Variante des Boxer haben und in der Länge schon gewaltig aufpassen müssen um nicht unnötig Platz zu verschenken.


Der TÜV hat auch noch ein Wort mitzureden: Der hat für einen Eintrag als Wohnmobil nämlich die Forderung eines fest eingebauten Bettes, einer fest eingebauten Sitzgruppe, fest eingebauten Stauraums und einer fest eingebauten Kochstelle. Alle vier Punkte müssen zwingend erfüllt sein sonst erkennt der TÜV es nicht als Wohnmobil an, sondern sieht es weiterhin als Transporter. Also, mal schnell ne Matratze hinten auf die Ladefläche gelegt und dann beim TÜV vorfahren ist nicht drin! Wobei es für keine der vier Anforderungen zwingende Vorgaben bezüglich der Ausgestaltung gibt. Es bleibt eure Entscheidung wie groß Bett und Sitzgruppe sind, welche Art von Kochstelle (Gas oder elektrisch) ihr verwendet, und wie ihr das alles funktionell konstruiert, damit man Dinge ineinander klappen und schieben kann um Platz zu gewinnen. Der TÜV prüft nur ob es vorhanden ist. Und Ihr bekommt einen Hinweis "...dass Ihr ja eure Familie damit rumfahrt, und bitte damit im Hinterkopf auch an die Arbeit geht um entsprechend alles so sicher zu befestigen, dass euren Lieben nichts passieren kann." Selbstredend.


Uns war wichtig, dass wir neben den Vorgaben vom TÜV, noch ein Bad mit Waschbecken und Klo mit unterbringen. Auch wollten wir einen Kühlschrank mit dabei haben. Und ganz extrem wichtig: ein Hubbett für meine Mädels muss auch mit rein. Und wie soll das genau aussehen? ...Achselzucken...

Ein weiteres wichtiges Thema sind die Sitzplätze. Ja, Transporter haben im hinteren Bereich oft weitere Sitzreihen eingebaut oder zumindest die dafür vorgesehenen Verschraubungen im Boden. Aber, man darf die Sitze auch nur exakt an dieser Stelle montieren und nicht ein paar Zentimeter weiter einfach neue Bohrlöcher setzen und mit ein paar Muttern und Beilagscheiben alles festschrauben. Auch wenn man sich sicher wäre, dass das alles superfest ist; der TÜV sieht das anders. Da bei den ganzen Modellen die hinteren Bohrlöcher nicht zu meinem Grundriss gepasst hatten, und ich zu diesem Zeitpunkt niemanden gefunden hatte der mir verbindlich eine Aussage treffen konnte wie ich diese Sitze versetzen kann/darf, hatte ich mich für die Variante mit Beifahrer-Doppelsitz entschieden. Somit haben wir drei Sitzplätze mit eingetragenem Sicherheitsgurt und ich war hinten beim Ausbau völlig frei. Ein nachträglicher Einbau von Sitzgestellen mit Gurtvorrichtung ist zwar möglich, bedeutet aber unter Umständen, dass ihr euren Aufbau nochmal komplett zerlegen müsst. Deswegen, plant das unbedingt vorher! Man kann sich Rückhaltesysteme, sogenannte Gurtblöcke einbauen lassen. Das kostet zwischen 1000-2000EUR je nach RHS-Hersteller.

Energie und Wasser

 

Jetzt stellt sich noch die Frage der Energieversorgung. Das bringt uns zurück zu dem Vorgedanken ob man nur auf Komfortplätzen unterwegs ist, oder ob man auch frei stehen will. Wenn man nur auf Campingplätzen unterwegs ist, dann ist man stets gut versorgt mit Wasser und Landstrom. Man kann alle Geräte die man von Zuhause kennt auch im Womo betreiben; man kann sogar mit Strom heizen. Toaster, Kaffeemaschine, Kochplatte usw. das funktioniert alles super und die Ressourcen (Strom und Wasser) sind unerschöpflich. Steht man hingegen frei sieht die Sache ganz anders aus. Der Vorrat an Wasser und Strom ist begrenzt. Um an Nachschub zu kommen muss man evtl. weit fahren oder muss sich umständlich eindecken. Hier greifen für Kühlschrank, Kocher und Heizung viele auf Gas zurück. Das funktioniert für viele auch seit Jahrzehnten sehr gut. Ich finde das grundsätzlich auch nicht falsch aber ich persönlich will es ganz bewusst nicht. Das hat eine Vielzahl von Gründe. Wo fange ich an...

 

Zu allererst ist mir Gas schon mal nicht geheuer. Es ist explosiv und, wenn man es einatmet, giftig. Klar, passieren da sehr wenig Unfälle aber ich kenne mich Trottel einfach sehr gut und ich habe keine Lust in der Zeitung zu stehen. Der nächste Punkt ist, dass ich die Gasanlage nicht selber einbauen kann. Das müsste ich komplett machen lassen – will ich nicht. Drittens, diese Gasflaschen sind sauschwer und sie ständig rumwuchten zu müssen ist mir einfach zu mühselig. Was noch dazu kommt ist, dass die Gasflaschen nicht europaweit genormt sind. Beispielsweise in Frankreich haben diese andere Anschlüsse und Schläuche, und unsere deutschen Gasflaschen kann man dort auch nicht einfach tauschen. Man muss also genug von dem Zeug mitführen, was unfassbar viel Platz kostet und viel Gewicht hat. Mach ich also nicht.

  

Eines der energiehungrigsten Geräte im Wohnmobil ist zweifellos der Kühlschrank. Davon gibt es zwei unterschiedliche Typen; Absorber- und Kompressorkühlschränke. Erstere sind sehr günstig zu haben und sind sehr universell. Sie kann man umschalten zwischen 220V, 12V und sogar Gasbetrieb. Aber, sie sind echte Stromfresser. Ein Absorber braucht pro Stunde, im sparsamsten Fall, ca. 110W. Hat man z. B. nur eine 100Ah AGM Aufbaubatterie, welche man übrigens nur zu 50% entladen darf weil sie sonst auf Dauer beschädigt wird, dann reicht der Strom der vollen Batterie gerade mal 5,5h. Dann hat man aber lediglich den Kühlschrank betrieben! Kommen da abends noch Lampen, die Wasserpumpe beim Waschen und ein bisschen TV dazu, dann verkürzt sich die Laufzeit der Batterie schnell auf 4h. Damit kommt der Kühlschrank niemals über die Nacht – selbst wenn tagsüber der Strom direkt aus dem Solarpanel kommt. Wenn dann tagsüber alles wolkig ist, dann bekommt man die Batterie – frei stehend ohne Landstrom – über das Solarpanel niemals voll um am Abend wieder die läppischen 4h abrufen zu können. Heisst: es geht in kürzester Zeit die Energie aus.

Kompressorkühlschranke sind in dieser Hinsicht viel sparsamer. Auch diese Gattung lässt sich mit 12V und 220V betreiben. Gasbetrieb bieten diese Geräte allerdings nicht. Abgesehen davon, dass die Kühlleistung beim Kompressor Lichtjahre besser ist als beim Absober (wohlgemerkt über Strom) ist der Verbrauch so effizient, dass ein Betrieb über 12V schon wesentlich praktikabler ist als beim Absorber. Zwar ist die Anschaffung sehr viel teurer, aber der Verbrauch mancher Geräte, von 145W/24h, ist nahezu sensationell. Wenn man diese Herstellarangabe in der Planrechnung mit einer 100Ah Batterie zusammenführt, dann käme unterm Strich, rein rechnerisch, eine Laufzeit von 85h raus. Ich habe das mittlerweile in der Praxis nie mit unserem neuen Kühlschrank und unserer Kompressorkühlbox testen können, und das kommt in etwa hin. Der Unterschied im Preis ist aber schon enorm. Ein Absorber ist bereits für 350 EUR zu haben. Gute Kompressormodelle fangen in der gleichen Größe bei 900 EUR an.

Sollte man trotzdem versuchen mit der Absorbervariante autark zu sein, wird eine 100Ah Batterie kaum ausreichen. Man würde drei davon benötigen. Allerdings braucht ein 250W Solarpanel, welches von der Größe her mit seinen 1600x950cm ein echter Klopper ist, ca. 6h um eine der 100Ah Batterien von 50% auf 100% aufzuladen. Voraussetzung ist aber, dass das Solarpanel konstant 9A liefert. Das wäre die Maximalleistung des Panels; und die liefert das Teil nur in praller Sommersonne. Bei wolkigem Wetter im Sommer kommen vielleicht noch 2A an. Dann verlängert sich die Ladezeit schon auf 25h. Leider reicht der Platz für mehr als eines dieser Panels auf einen Kastenwagen nicht aus, wenn noch Dachluken drauf sollen. Also wird es mit einem einzigen Panel kaum möglich sein an einem Tag zwei, geschweige denn drei 100Ah Batterien zu laden. Will man also auf Gas verzichten und muss Licht, Pumpe, Media und Kühlschrank mit 12V betreiben, dann muss man schon zu Beginn darauf achten möglichst stromeffiziente Geräte zu kaufen, welche die Batterien nicht zu stark belasten. Dann muss auch weniger nachgeladen werden.

 

Wirkungsvolle Heizgeräte für 12V gibt es nicht wirklich. Es gibt zwar auf ebay Heizlüfter mit 400W für 12V für ca. 40 EUR, aber die haben weder E-Prüfzeichen noch sind die irgendwie europäisch zertifiziert. Da es sich dabei nicht um so etwas harmloses wie ein Radio handelt sondern ein Gerät mit Heizelementen, hohen Strömen, was theoretisch auch einen Brand verursachen könnte, scheidet das für mich sofort aus. Das ist mir zu gefährlich. Ausserdem, wäre nach einem Betrieb von 1,5h die Batterie zu 50% und nach 3h die Batterie total leergeschnullert. Da ist nix mit gewonnen. Und ob 400W Heizleistung ausreichen um den Wagen bei einer Außentemperatur von 5°C auf Zimmertempreatur aufzuheizen, wage ich, selbst während der zu kurzen 1,5h, zu bezweifeln. Diese Lösung ist klar durchgefallen.

 

Da bleibt bei einem generellen Verzicht auf Gas eigentlich nur die Dieselheizung. Diese hat mehrere ganz klare Vorteile. Eine Dieselheizung hat je nach Modell eine Heizleistung von 1500-6000W. Da wird definitiv die probate Größe für jedes Fahrzeug dabei sein. Bei einem Kastenwagen sollte ein Modell zwischen 2000-3000W absolut ausreichen. Kostenpunkt inkl. Zubehör ca. 600 EUR. In die Dieselheizung integriert ist bereits das Gebläse, welches es möglich macht, an die Heizung direkt ein Verteilersystem über Heizschläuche anzustecken. Somit kann man die Wärme optimal im Fahrzeug verteilen. Aber der meines Erachtens größte Vorteil ist der Treibstoff, der Diesel. Diesel habe ich immer dabei, weil ich ihn in meinem Fahrzeugtank sowieso immer mitführe. Von dort entnimmt auch die Dieselheizung ihren Diesel. Ich brauche keine extra Flaschen wie beim Gas, welche ich im Ausland nicht tauschen kann und welche mit extra Gewicht zu Buche schlagen oder viel Platz wegnehmen. Diesel bekomme ich überall, in jeder Ortschaft. Zum Händler für Gasflaschen muss ich unter Umständen sehr weit fahren und diese sind im Off noch schwerer zu finden. Tankstellen sind überall. Ich fahre einfach hin und tanke mein Wohnmobil voll, und schon kann ich heizen. Klar, benötigen Lüfter und Steuerung der Dieselheizung etwas Strom, aber das ist kein Vergleich zu einerm 400W Heizlüfter.

 

Kommen wir zum Wasser. Dort haben wir drei Arten von Wasser: Frischwasser und Grauwasser und Schwarzwasser.  Wir müssen uns überlegen was wir mit dem Wasser alles machen. Kochen wir damit nicht und haben wir keine Dusche an Bord, dann wird es auf Händewaschen, Zähneputzen und Köperreinigung mit dem Waschlappen rauslaufen. Trinkwasser führen wir sowohl zum Trinken als auch zum Kochen als stilles Mineralwasser in Flaschen mit. Dann kommen wir als dreiköpfige Familie mit 20l Frischwasser ca. 3 Tage aus. Da wir Camper, dort wo wir uns frei hingestellt haben, keine verbrannte Erde hinterlassen wollen, lassen wir nichts ausser einer positiven Erinnerung zurück. Alles andere wird wieder mitgenommen, so auch das Abwasser. Habe ich 20l Frischwasser dabei, muss ich auch 20l Raum für Grauwasser bereitstellen.Darum habe ich zwei Kanister im Sitzkasten der Dinette – einen für Frisch– und einen für Abwasser. Ich habe von Anfang an mit einer Doppellösung speziell für das Abwasser geplant. Ein Y-Verteiler gibt mir die Möglichkeit das Abwasser entweder intern in einen Kanister zu leiten oder mit einem Schlauch durch den Fahrzeugboden aus dem Fahrzeug raus. Ich will auch erklären warum: Ist man unterwegs, oder steht mehrere Tage frei, ist es sicher praktischer den internen Abwasserkanister zu nutzen und diesen nach einigen Tagen an einer Versorgungsstation oder einem Campingplatz zu entnehmen und zu leeren. Steht man aber für längere Zeit fest am Platz, ist es praktischer das Abwasser direkt aus dem Wagen zu führen und aussen z. B. einen mitgebrachten Faltkanister aufzustellen. Dann muss man zum Entleeren nicht jedes Mal ins Fahrzeuginnere, sondern kann das bequem von Aussen machen.

 

Klar, gäbe es noch die Highend-Variante mit dem fest verbauten Aussentank am Unterboden. Das ist schon eine feine Sache weil dieser sehr groß ist und trotzdem im Fahrzeuginneren keinen Platz wegnimmt. Hat aber auch gravierende Nachteile. Um Diesen zu entleeren muss ich das Fahrzeug auf jeden Fall über eine spezielle Entladestation fahren um dort das Abwasser über den Boden in einen Gulli fließen zu lassen. Klar, einige Ferkel-Camper finden das praktisch weil sie dann einfach irgendwo auf abgelegenen Straßen über einen Gulli fahren und ihr Abwasser so loswerden können. Das ist aber offiziell nicht erlaubt! Ein weiterer Nachteil ist, dass der Tank im Freien ist und somit bei Minustemperaturen, ohne spezielles Heizelement, einfriert. Eine andere Sache die mir einfällt ist, dass eine Reinigung bei einem fest eingebauten Tank wesentlich komplizierter ist als bei einem rausnehmbaren Kanister. Letzteren kann ich einfach so lange mit Spülmittel von Hand schwenken und ausspülen bis er sauber ist. Schwarzwasser braucht bei uns keinen Extratank, dieser ist bei uns direkt am Portapotti.

Jetzt kommt Ihr ins Spiel...

 

So, eure Phantasie und Ideen in allen Ehren, aber jetzt mal Butter bei de Fische: Was könnt ihr eigentlich? Manche hauen sich sich beim Nagel-in-die-Wand-schlagen auf den Daumen – aber auf den Daumen mit dem sie den Hammer halten. Man muss natürlich sein handwerkliches Können schon realistisch einschätzen können. Immerhin geht es um viel Geld. Klar, wächst man mit der Aufgabe und will auch an der Aufgabe wachsen. Aber wenn die einzigen Heimwerkerprojekte bislang daraus bestanden haben in der Küche die Mülltüte zuzuknoten, dann wird das wohlmöglich über eine "Herausforderung" weit hinausgehen, und mit "reinwachsen" ist da nicht viel...

Da ich gelernter Werkzeugmechaniker bin, kann ich mit sehr vielen Maschinen umgehen und bin es auch gewohnt sehr genau zu arbeiten. In meiner kleinen Kellerwerkstatt finden sich allerhand Werkzeuge und Maschinen mit denen ich viele Arbeitsschritte problemlos ausführen kann. Manches aber übersteigt auch meine Fähigkeiten. Gebogene Holztüren hätte ich zwar auch gerne gehabt aber übersteigen dann auch meine Möglichkeiten bei Weitem. Auch hier kommen wir um Kompromisse nicht herum. Es gibt aber auch immer wieder die Möglichkeit bestimmte Fräsungen oder andere Arbeitschritte beim Schreiner um die Ecke gegen ein Trinkgeld in die Kaffeekasse, ausführen zu lassen. Da bricht dem Selbstausbauer kein Zacken aus der Krone.

Zwar ist mein Peugeot Boxer Light der kleinste der Hochdachvarianten, trotzdem wollte ich damit nicht jeden Tag die enge Kellertreppe rauf und runterfahren. Nein ernsthaft, ich wohne in einem Mehrfamilienhaus und da habe ich weder eine Garage noch eine eigene Einfahrt. Also fand der Ausbau draußen auf der Straße statt. Das war zwar ganz schön viel Lauferei aber ich hab mit dem Projekt irgendwie die gesamte Straße abgeholt. Ich wohne da jetzt seit 12 Jahren und kenne viele vom sehen und kenne deren semi-freundlichen Nach-oben-Nicker. Aber unfassbar: seit dem Umbau kenne ich viele persönlich. Jeden Tag kam irgend ein Nachbar und hat wieder nach dem neusten Stand gefragt. Auf diese Weise nehmen einem die Nachbarn auch das eine oder andere Hämmern oder Sägen nicht übel weil sie ja irgendwie auch "Teil des Ganzen" sind. Trotzallem, ein misanthropisches Arschloch ist immer dabei, damit muss man leben. Aber ich schweife ab...

Darf er das?

 

Man kann sich so vieles abschauen oder so viele Ideen haben wie man will. Nützt aber alles nix wenn man etwas plant was man später gar nicht fahren darf. Hierzu muss man genau nachsehen was im eigenen Führerschein angegeben ist. Normalerweise darf man mit dem normalen Führerschein für PKW lediglich Fahrzeuge bis 7,5t führen. Das schließt glücklicherweise, bis auf aufgelastete Ausnahmen, die komplette Ducato-Klasse ein. Für mich war das von Anfang an perfekt. Allerdings, neuere Führerscheine sind mittlerweile sogar auf 3,5 Tonnen begrenzt.

Welches Fahrzeug darfs denn sein?

 

Zum Fahrzeug Typ bzw. Modell selbst sollte man sich auch ein paar Gedanken machen. Baut man sein Wohnmobil in ein extrem exotisches Fahrzeug ein, z.b. ein Dodge Van aus den 80ern, dann fühlt man sich zwar cool wie B. A. Barracus, aber läuft eventuell Gefahr, dass im Pannenfall nicht adhoc Ersatzteile verfügbar sind. Wenn man sich für solch ein Fahrzeug entscheidet sollte man selbst versierter Schrauber sein der das Fahrzeug gut kennt und im Pannenfall entweder Ersatzteile mitführt oder extrem gut in Sachen Improvisation ist. Da ich selbst zwar ein guter Handwerker aber ein absoluter KFZ-Noob bin, gebe ich mich gar nicht erst der Illusion hin, dass ich im Stande wäre irgend etwas am Fahrzeug selbst zu reparieren. Davon habe ich nullkommanull Ahnung. Also habe ich bewusst auf ein Fahrzeug zurückgegriffen welches sehr verbreitet ist. Das Chassis meines Peugeot Boxer ist identisch mit dem des Fiat Ducato Light und den Motor hat Peugeot vom Ford Transit übernommen. Beides ist maximal verbreitet. Da diese Beiden in vielen Ländern Europas nicht nur als Wohnmobile sondern hauptsächlich eben als Nutzfahrzeuge eingesetzt werden, dürfte es theoretisch nicht schwer sein dafür in kürzester Zeit an Ersatzteile zu kommen.

Da stellte sich mir auch die Frage wie alt darf das Modell sein. Nehme ich ein relativ neues Modell z.b. 1-2 Jahre alt, gibt es hundertprozentig alle Ersatzteile aber das Fahrzeug ist eben teuer. Gehe ich hingegen auf ein Modell aus den frühen 90ern, ist zwar das Fahrzeug günstig aber es kann passieren, dass die wenigen Ersatzeile die es gibt nur noch in Zentrallagern vorrätig sind und es Wochen dauert bis das Teil beim Mechaniker des Vertrauens ankommt. Ich weis von älteren Ducatos bei denen bestimmte spezielle Ersatzteile nicht mehr lieferbar sind, so z. B. Benzinleitungen. Ein Kollege von mir musste fast seinen eigentlich fahrtüchtigen Ducato aus dem Jahre ´91 verschrotten weil die Kraftstoffleitung undicht war und diese ein Formteil mit speziellen Bajonettanschlüssen auf beiden Seiten ist. Dies wäre nich einfach mit einem Schlauch zu ersetzen gewesen. Da es aber ein sehr verbeiteter Ducato war, hat er das Teil nach langer Suche in gutem Zustand vom Schrottplatz bekommen. Wäre es ein Exot gewesen wäre das Teil nicht mal mehr auf dem Gebrauchtmarkt aufzutreiben gewesen. Hersteller sind grundsätzlich nur über den Zeitraum der Gewährleistungspflicht verpflichtet alle Ersatzeile vorzuhalten. Die Handhabung darüber hinaus regeln Hersteller von Produkt zu Produkt und Branche zu Branche unterschiedlich. Logischerweise ist aber anzunehmen, dass ein Fahrzeug mit hoher Verbreitung und geringem Alter eine bessere Verfügbarkeit der Eratzteile hat wie ein alter Exot. Ich denke ich liege mit einem 8 Jahre alten Fahrzeug noch gut in der Zeit, dass ich noch für lange Zeit an Originalteile rankomme und trotzdem bei der Anschaffung nicht so tief in die Tasche greifen musste.

 

Eine grobe Übersicht über die gängigsten Basisfahrzeuge mit Beschreibung der Vorteile, Nachteile und Eigenheiten findest du hier.