· 

Abdichten der Frontscheibe zum Motorraum.

Viele Sevel Fahrer (Ducato, Boxer, Jumper) kennen das Problem: Die Kunststoffverkleidung von der Frontscheibe zum Motorraum wird durch die Witterung verzogen und die darunterliegende Dichtlippe wird porös. Somit läuft bei Regen permanent Wasser in den Motorrraum. Man möchte meinen, dass dies kein massives Problem wäre, aber das ist ein Trugschluss. Gerade dort wo das Wasser reinläuft, verläuft auch eine ganze Menge Elektrik. Wasser+Elektrik=Bumm.

Ich hatte von dem Problem zwar gehört aber habe es in der Tat nicht ernst genug genommen. Als ich vor zwei Wochen auf unser 2. großes NRW Treffen fahren wollte kam die böse Überraschung: bei heftigem Schneeregen fiel auf der Autobahn der Scheibenwischer aus. Erst dachte ich an ein mechanisches Problem bis ich dann zuhause die Motorhaube geöffnet hatte. Dort qualmte und stank es heftig nach verschmorten Kabeln. Nach genauerer Untersuchung des Patienten stellte ich fest, dass Wasser von oben in meine Reparatur-Workaround-Lösung der vorigen Scheibenwischer Reparatur gelaufen ist und somit zu Korrosion und Kabelbruch geführt hatte. Irgendwie war ich auch selber Schuld; 1. wusste ich diese Reparatur war nur als Provisorium gedacht, aber man weiss ja, nichts hält so lange wie das Provisorium. Und 2. hatte ich die neuen Clips für das Abdichten der Verkleidung an der Frontscheibe schon seit


Monaten im Keller liegen. Dass ich dies ewig vor mir hergeschoben hatte, fiel mir jetzt mit einem Knall vor die Füße. Also mussten wir diesmal die Elektrik sachgemäß reparieren. Also habe ich einen neuen Stecker bestellt und wir haben die Verkabelung komplett gecheckt und neu gemacht. Das ist aber jetzt nicht das eigentliche Thema, denn das sollte bei den meisten von euch ja alles ab Werk passen. Wichtig ist aber tatsächlich ab einem gewissen Alter des Sevel, dass man diese Undichtigkeit in Ordnung bringt, damit das zu keinen größeren Schäden führt. Und nach dem Zerlegen hab ich gesehen, es war einiges im Argen.

Als erstes fiel mir nach den Ausbauen der Frontscheinwerfer auf, dass die kleinen Abwasserschläuche, die das Wasser aus der Verkleidung in die Radkästen leiten sollen, komplett weggefault waren. Da wurde also nichts wirklich "abgeleitet", sondern das tropfte durch die Löcher einfach in den Motorraum. Als ich bei Axel Augustin diese Schläuche bestellen wollte hätte mich fast der Schlag getroffen: Die wollen für 30cm Schlauch mit einem Gummizapfen vorne dran knapp 20,-EUR. Das macht für beide Seiten 40,-EUR. Ich bin nicht geizig, aber dieses bisschen Drecksschlauch für 40,- EUR zu kaufen widerstrebt mir mit jeder Faser meines Körpers. Also habe ich mir kleine Edelstahlröhrchen aus meinem Fundus genommen und diese auf 40mm abgelängt und seitlich eine 3mm Bohrung reingemacht. Ich habe den Schlauch in die die Röhrchen geschoben und dann mit selbstverschweissendem Sanitärband befestigt und abgedichtet. Dann hab ich die Röhrchen von unten in die Bohrung des Kunststoffteils soweit geschoben dass die seitliche Bohrung auf dem tiefsten Punkt des Kunststoff auflag. So konnte ich es ringsrum mit Heisskleber befestigen und durch die seitliche Bohrung kann das Wasser abfliessen. Dann habe ich es von unten mit FixAll auch noch festgklebt. Mit einer Wasserflasche habe ich nach dem Trocknen kurz einen Test gemacht und das Wasser floss problemlos ab. Was will man mehr?

Nun musste die Verkleidung raus. Um sie rausnehmen zu können mussten aber zuerst mal die Scheibenwischerarme runter. Da diese durch die Mutter auf den Konus der Mechanik aufgepresst sind lassen sie sich nach dem Lösen der Mutter nicht einfach abnehmen. Theoretisch gibt es dafür extra Abzieher. Wenn man aber vorsichtig einen Schraubenzieher als Hebel ansetzt und dann mit einem Hammer gezielte leichte Schläge auf den Arm gibt dann löst sich der dieser relativ sicher von der Achse. Nun konnte die Verkleidung abgenommen werden. Dahinter hatte ich Unmengen von Dreck vermutet. Aber der Dreck hielt sich in Grenzen. Was man aber deutlich sah, war dass einige der Clips, die das Teil fixieren und gleichzeitig gegen die Scheibe pressen sollen, abgebrochen waren. Damit das Teil dicht an der Schiebe abschließt, ist an der Innenseite eine Dichtlippe aufgebracht. Diese war aber mittlerweile porös und ließ sich mit dem Finger abbröseln. Als erstes habe ich sowohl die Scheibe als auch die Innenseite der Verkleidung gründlich gereinigt. Wichtig war hierbei die Windschutztscheibe.

Erst nahm ich Spülmittel für den groben Dreck und dann habe ich mit Spiritus die Flächen fettfrei gemacht. Dann habe ich die alten und fehlenden Clips gegen neue, die ich vorher bestellt hatte, getauscht. Man muss hier beim Einschieben der Clips extrem vorsichtig sein, weil die Halterungen bei zuviel Druck relativ leicht abbrechen. Das ist mir bei einem Clip passiert. Dann musste ich die Halterung großflächig wieder mit Heisskleber an die Kunststoff-Verkleidung kleben. Um das Teil flach auf die Motorhaube legen zu können musste ich den Wischwasserschlauch aus dem Clip lösen. Da ich in die poröse Dichtlippe kein Vertrauen mehr hatte, musste ich da eine Wurst aus Dichtmasse aufbringen. Ich dachte erst an FixAll aber dann dachte ich mir, sollte ich dies jemals wieder demontieren müssen, bin ich verloren. Da kam mein Freund Kevin auf Dekaseal. Klar, das nimmt man auch zum Dachluken eindichten; das nehm ich! Wichtig war die Wurst so gleichmäßig wie möglich zu machen. Sie sollte so dick sein, dass sie zwischen Verkleidung und Scheibe genug Masse hat um abzudichten, aber nicht so dick, dass es plötzlich überall Dekaseal rausdrückt. Das abzufummeln ist nämlich üble Strafarbeit.


Beim Wiederanbringen der Verkleidung muss man von unten schauen, dass die Clips auch wirklich genau vor den Löchern sitzen damit diese nicht verbiegen oder abbrechen, wenn sie mit einem beherzten Schlag mit dem Handballen in die Löcher drückt. Mit viel Sorgfalt hat das aber wunderbar funktionert.

Nachdem beide Hälften der Verkleidung wieder montiert waren wollte ich natürlich direkt testen ob alles dicht ist. Mit einer Wasserflasche habe ich dann richtig satt Wasser auf die Scheibe gegeben. Tatsächlich war es an den langen Kanten der beiden Teile absolut dicht. Wo aber immernoch Wasser eindrang war an der Verbindungsstelle wo sich die beiden Teile überlappen. Dort war eine Dichtlippe dazwischen die auch total zermatscht war. Ich habe sie einfach rausgenommen und eine Wurst Dekaseal dazwischen gequetscht. Das sieht jetzt zwar richtig scheisse aus, aber dichtet jetzt auch diese Stelle perfekt ab. Da über dem Scheibenwischermotor zusätzlich im Original noch eine Gummihaube drübergezogen wird, und diese bei mir aber fehlt, habe ich den Motor am Stecker und an der Stelle wo das Gehäuse zusammengeschraubt ist, mit Sanitärdichtband abgedichtet. Das ist jetzt zwar nicht optimal, aber die Haube war weder bei Fiat, noch bei Axel Augustin oder Autoverwertern zu bekommen. Es ist jetzt von oben dicht, aber um auf Nummer sicher zu gehen, habe ich das eben noch mit abgedichtet. 

Jetzt wollte ich seitlich prüfen ob die Lippe der Kunststoffverkleidung auch sauber an der Scheibe anlag. Das war der Fall. Das war absolut kein Vergleich zu vorher, wo man stellenweise einen Bierdeckel hätte reinschieben können, so weit stand das Teil von der Scheibe ab. Bevor ich alle Schrauben angezogen hatte wollte ich noch auf Nummer sicher gehen, dass auch wirklich alles dicht ist. Also habe ich etliche Flaschen Wasser über die Scheibe laufen lassen. Nun war auch die Stoßkante dicht. Über die seitlichen Schläuche mit meinen DIY-Edelstahl-Stopfen floß das Wasser auch sauber ab; auf beiden Seiten. Ich habe dann nochmal gegen alle Clips fest gedrückt um zu sehen ob die sich wieder aus den Löchern gelöst hatten. Immerhin dehnt sich Deakseal etwas aus um besser zu dichten. Das hätte die Clips wieder aus den Löchern drücken können. Das war aber nicht der Fall. Ich habe also die perfekte Menge erwischt. Nun konnte ich die Scheibenwischerarme wieder montieren. Da ich mir vorher die Position der Scheibenwischerarme mit Klebeband an der Schiebe markiert hatte, wusste ich exakt in welchem Winkel die Arme wieder auf die Achsen aufgesetzt werden mussten. Dann stand ein weiterer Test an: die Scheibenwischanlage. Immerhin habe ich die Schläuche der Wischwasserdüsen mehrmals geknickt und aus den Klemmen geholt. Deshalb musste ich testen ob diese noch funktionieren bevor ich die Scheinwerfer einbaue. Beim Test habe ich gleich mal einen Schrecken bekommen. Ich habe zwar die Pumpe gehört aber es kam kein Wasser. Erst dachte ich, ich hätte tatsächlich was falsch gemacht. Aber ich dachte mir vielleicht ist auch nur der Wischwasserbehälter leer. Ich habe ihn kurz aufgefüllt und siehe da, die Spritzdüsen gingen perfekt. Nun musste ich noch prüfen ob ich die Wischerarme wirklich im richtigen Winkel aufgesetzt habe. Wäre dies nicht der Fall würden die Arme entweder zu weit oben auf der Scheibe bleiben oder unten bis über die Gummidichtung gedrückt werden. Beides wäre nicht gut für die Wischerblätter. Aber glücklicherweise hat alles gepasst. Nun konnte ich endlich die Scheinwerfer wieder einbauen. Aber, die waren mir ein echter


Dorn im Auge. Da diese von der Witterung schon sehr matt sind und das Polieren nichts mehr bringt weil die UV-Schutzschicht komplett abpoliert ist, wird das Glas immer schneller wieder matt. Also habe ich noch am Auto stehend bei ebay einen Satz neue Scheinwerfer bestellt. Die werde ich die Tage auch noch tauschen. Dann ist dort vorne wieder alle paletti. Das erzähl ich aber in einem anderen Bericht.

 

 

Die Komponenten die ich verwendet habe, sind:

9,90 Dekaseal

4,99 neue Clips von ebay

 

Reste von:

Edelstahlrohr 10mm 2x40mm lang

Selbstverschweißendes Sanitärdichtband

FixAll Montagekleber

Kommentar schreiben

Kommentare: 0