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DIY Klimaanlage - Klima mal anders gedacht

Ich bin eigentlich ein totaler Klimaanlagen-Gegner. Ich denke bei all dem Umweltschutz den wir als Menschheit aktuell betreiben, sind Klimaanlagen, 1. totale Energiefresser, 2. blasen sie ihrerseits warme Abluft in die Atmosphäre und erwärmen somit den Planeten weiter, und 3. verweichlichen wir als Menschheit. Deswegen nutze ich unterm Jahr auch keine Klimaanlage; weder Zuhause, noch im Auto. Ich mache die Fenster auf und komme damit seit Jahrzehnten gut durchs Leben. Im Urlaub kann das aber echt extrem werden. Nach drei Wochen Italien im August, ist man so mürbe, dass man handeln muss. Gerade im letzten Sommerurlaub war es so, dass man deutlich merkte, dass es nicht die heissen Tage sind die einen fertigmachen, sondern wenn man sich in den Nächten von den Tagen nicht mehr erholen kann. Bei 30 Grad in der Nacht ist erholsames Schlafen einfach unmöglich. Somit war klar, für diesen Sonderfall muss doch eine Klima her.

 

Bereits im Artikel "Wechselrichter" habe ich meine Erklärungen zu meinem Klimaanlagen-Projekt grob angesprochen. Da kamen mehrere Szenarien in Frage die ich hier gerne noch mal grob durchspeilen will:

 

1. Dachklima 220V

Viele Wohnwagenbesitzer die stationären Sommerurlaub für mehrere Wochen auf einem Campingplatz machen, für die ist klar, sie nehmen ein Gerät mit 220V, weil sie dort am Platz Landstrom haben, der meist pauschal abgerechnet wird. Unterwegs brauchen sie im Wohnwagen keine Kühlung weil sie vorne im Zugfahrzeug sitzen. Da wir im Wagen aber keine Klima haben, wäre diese für uns während der Fahrt nur nutzbar wenn wir auch einen starken Wechselrichter mit min 3000W hätten.  Immerhin sollte der Wechselrichter nicht so knapp bemessen sein, dass er bei einer 2000W Klimaanalge selbst auch nur 2000W hätte. denn so hätte er keinerlei Reserven. Diese Variante würde aber bedeuten wir hätten etwa Kosten von 1800,- EUR für die Klima und dann nochmal ca. 1000,- EUR für einen passenden Wechselrichter. Inklusive aller Kabel und Bauteile für den Innenumbau käme ich wahrscheinlich bei 4000,- EUR raus – vom krassen Umbau, und dem verloreren Dachfenster ganz zu schweigen.

 

2. Dachklima 12V

Zwar könnte ein Dachklimagerät mit 12V direkt während der Fahrt betrieben werden, aber bei einer Leistung von 1500W fließen auch min. 50A was die Lichtmaschine enorm belasten würde, wenn man währenddessen noch die Batterie laden, und evtl noch den Boiler beheizen möchte. Ich bräuchte zwar keinen Wechselrichter, aber spätestens wenn ich am Campingplatz Landstrom hätte möchte ich den Verbauch von der Batterie nehmen und das Gerät über 220V betreiben. Dazu bräuchte es aber ein sehr potentes Ladegerät/ Netzteil, welches min 40A Ladestrom liefern kann. Auch diese Kombo wäre mit einem großen Umbau + Kosten um die 4000,- EUR verbunden. Auch würde ich hier ein Dachfenster verlieren, weil bei einem 5,4m Fahrzeug einfach nicht unendlich viel Platz auf dem Dach ist.

 

3. Staukastenklima 220V

Diese Geräte sind nicht nur groß, sondern auch teuer. Das größte Problem wäre hier aber, dass die Kaltluftverteilung parallel zur Dieselheizung auch noch durchs Fahrzeug gezogen werden muss. Dafür hätte ich auch wieder den ganzen Wagen zerlegen und umbauen müssen. Auch das wollte ich nicht; von den anfallenden 4000,- EUR Kosten (Klimagerät + Wechselrichter + Material) rede ich hier erst gar nicht.

 

4. Split Klima

Diese Gattung, ist eigentlich die komplett Falsche, weil sie eigentlich nicht für Wohnmobile geeignet ist. Denn man muss sie für die Fahrt jedes Mal aus dem Fenster holen um sie dann irgendwie im Wagen zu verstauen wo sie 1. sicher und 2. nicht im Weg rum steht. Beides im 5,4m Wagen fast unmöglich. Da habe ich noch nicht mal erwähnt, dass man jedes Mal 25kg aus dem Fenster fädelt und dann auch wieder reinholt. Klingt erstmal wie ein Horrotrip. Aber eine Mestic SPA5000 kostet dafür auch nur 600,-EUR  und ein Umbau wäre nicht nötig. Die Mestic SPA3000 hat sogar nur !!!400W!!! und kostet aktuell nur 399,- EUR.

 

Obwohl Letztere für ein kleines Womo total absurd klingt, und alle die ich gesprochen habe mir auch gesagt haben, das funktionere nicht, war das genau die Lösung die ich dann ins Auge gefasst habe. Es gibt Situationen da hat man noch keinen konkreten Plan, aber man spürt genau, dass dieser Plan nur eine Frage der Zeit ist. Man wird diesen Plan haben. Man muss nur lange genug darüber nachdenken, dann kommt die Lösung. Und gerade wenn man mir sagt "Das geht nicht", dann fühle ich mich erst recht bestärkt und auf den Plan gerufen um zu zeigen, dass es doch geht. Und wisst ihr was? Es geht sogar richtig gut, und vor allem "trotz" der läppischen 400W.

 

Vorgedanken:

Mir kamen in der Planungsphase nach und nach mehrere Ideen.  Ich dachte erst daran, sie tatsächlich am Fenster der Dinette rein- und rauszuhängen. Schnell wurde klar, dass das aus mehreren Gründen nicht geht.

 

1. Wenn es regnet muss ich sie reinholen, weil sie nicht wasserdicht ist – Kreuzschmerzen und Gefluche vorprogrammiert!

2. muss ich sie beim Rausheben so stark kippen, dass sie danach erstmal ein paar Stunden ruhen muss bevor ich sie einschalten darf – Geduld hab ich nie gehabt!

3. wollte ich sie nachts nutzen, müsste ich das Hubbett höher bauen, damit sie darunter auf dem Dinettetisch stehen bleiben kann – Fuck no!

 

Diese Variante schied also instantmäßig aus. Dann kam mir die Idee sie aus dem Heckfenster zu hängen (Fenster die ich dafür extra erst installiert hatte) um sie dort fest installiert zu lassen, aber auch da ergaben sich mehrere Probleme:

 

1. das Gerät wäre auch im Winter aussen, müsste also jeden Herbst abmontiert werden – langweilt mich beim bloßen Nachdenken schon!

2. ich bräuchte eine Regenhaube für das Aussengerät – wird niemals 100% dicht sein.

3. Das innengerät (stabil) zu befestigen wäre auch aufwendig und platzraubend im hinteren Bettbereich gewesen

4. Der Fahrradträger hätte dann nicht mehr hingepasst und ich hätte ihn umbauen müssen – keinen Bock drauf!

Diese Variante schied also auch aus. Ohne zu wissen wie ich das Gerät nun installieren würde/ könnte, habe ich es trotzdem einfach mal bestellt. Als es ankam habe ich es inspiziert und hatte immernoch absolut keine Idee. Die kam mir erst später als ich das Gerät erstmals getestet hatte. Da bemerkte ich dann wo aus dem Gerät kalte und wo warme Luft raus kam, UND, wo die Ansaugöffnungen sind! Dann kam mir die zündende Idee: Das Aussengerät muss überhaupt nicht nach aussen, sondern nur dessen warme Abluft!! Das Gerät selbst bleibt verhältnismäßig kühl. Jetzt musste ich nur noch rausfinden wie, und womit ich die Luft abgreife und ausleite. Damit war ich aber der Lösung schon ganz nah auf den Fersen. Nach intensivem Hirnen und einem Besuch bei OBI hatte ich auch für die genaue Umsetzung die Lösung. Da ich zuvor die Temperatur am Auslass des laufenden Gerätes gemessen hatte wusste ich, dass die Temperatur dort ca. 50 Grad beträgt. Damit war klar, dort ist Nichts heiss genug um etwas zu schmelzen oder zu verschmoren. Somit habe ich mich für herkömmliche Bad-Lüftungskanal Elemente entschieden. Mit ihnen würde ich die Warme Luft am Gerät abfangen und dann aus dem Wagen leiten. Platz würde die Klima, fast passgenau, im Sitzfach der Dinette finden. Dort ist sogar bereits ein Loch im Blech weil dort von meiner alten Wasserinstallation noch der alte Wasseranschluss montiert ist. Kosten würde das alles nicht mal 700,- EUR. Da hier auch nix abgerundet, schräg oder gar andersförmig war, wusste ich, ich werde die geraden und planen Flächen sehr gut für meine Zwecke nutzen können. Die vorbereiteten Schaubenlöcher die für die serenmäßigen Befestigungselemente vorgesehen sind, würde ich gut nutzen können um mein eigenes Befestigungsystem zu verschrauben. Die Ausgangsbedingungen hätten kaum besser sein können, denn bei den vergleichbaren Produkten von Eucon oder anderer Hersteller sind die Gehäuse sehr unförmig, was zwar schicker aussehen mag, aber für meinen Re-Work gänzlich ungeeignet ist. Also los gehts, mach dir das Teil gefügig!

Das baumarkttypische Bad-Lüftungskanal System eignet sich besonders gut dafür, die Warmluft aus dem Auto zu leiten. Dieses lässt sich modular zusammenstecken und den Kunststoff kann man dann noch mit dem Cuttermesser oder einer kleinen Säge modifizieren. Somit konnte ich im Baumarkt schon grob den Kanal aus flachen Rohrstücken, Winkeln, Abzweigungen vorkunfigurieren und dort schon festlegen, wo noch was gekürzt werden muss. Alles in allem kamen mich die Formteile auf ca. 50,-EUR. Der alte Wasser-Befüllstutzen eigente sich als Luftauslass gar nicht, aber den brauchte ich auch nicht mehr. Also habe ich den demontiert und einen neuen (größeren) gekauft – es ging mir dabei aber nicht um die Wasseranschlüsse, sondern um die abschließbare Klappe. Als erstes musste als das ganze entkernt werden. Sämtliche Schlauchanschlüsse kamen weg. Dann konnte ich messen, dass die innere Schale in etwa den Durchmesser des flexiblen Alu-Abluftrohres hat. Also habe ich das kurzerhand so aufgesägt, dass ich von innen dann das Rohr durchstecken konnte, und dann bei geöffneter Klappe die Abluft ohne Widerstand abgeführt werden kann. Auch war hier wichtig, dass der Querschnitt nirgends verkleinert oder gequetscht ist, oder durch feine Gitter und Netze gebremst wird. Dadurch würde sich nämlich ein Rückstau bilden und die Temperatur im Gerät würde ansteigen. Da das Gehäuse ja nicht wie vom Hersteller aussen montiert würde, wo es am Gehäuse auch Wärme abgeben könnte, war oberstes Gebot , das Gehäuse durch eine optimale Abluft so wenig wie möglich aufzheizen. 

 

Was ich als individuelles Bauteil allerdings erst herstellen musste, war das Verbindungs- bzw. Übergangsstück vom Gerätelüftungsschlitz ins Abrohrsystem. Auch hier griff ich auf das Lüftungssystem zurück. Ich habe einfach das flache Vierkantrohr auf der breiten Seite in der Große des Luftauslasses aufgeschnitten, damit ich es flächig auf den Auslass aufsetzen kann. Damit es dort nicht zwischen Rohr und Gerät hinaus bläst, habe ich auf das Rohr um den Ausschnitt eine Dichtungslippe aufgeklebt die dann beim Zusammenpressen der beiden Teile abdichten würde. Dann musste ich eine der Stirnseiten verschließen und dann auf der anderen Seite die Luft abgreifen. Den "Stopfen" um die eine Stirnseite zu verschließen konnte ich aus dem Ausschnitt für den Lufteinlass zuschneiden. Ich habe erst versucht das mit dem Lötkolben zu schweissen, aber das hat nicht optimal gehalten. Also habe ich das großzügig mit FixAll eingeklebt. Das hält bombenfest. Zu Beginn habe ich das Rohrsystem mit einem Spanngurt an das Außengerät gespannt, was sich aber als wenig positionstreu erwiesen hatte. Er fiel zwar nicht ab aber rutschte immer ein par Zentimeter umher. Das hatte zur Folge, dass es das Formteil nicht komplett auf den Luftauslass drauf saß und deshalb die warme Luft nebendran raus in den Sitzkasten, geblasen wurde. Also habe ich beide Seiten gegen das Verrutschen mit Dual-Lock-Klett gesichert und der Spanngut hielt das Ganz dann fest am Gerät. So war dieser Übergang schon mal zu 90% dicht und der Luftstrom der am Ende das Rohrs rauskam war so schon beachtlich. Aber ich habe auch bemerkt, dass trotzdem noch etwas warme Luft in den Sitzkasten ausgetreten ist, was diesen im geschlossenen Zustand sehr schnell erwärmt hatte, was auch auf das Innengerät überging und dessen Kühlleistung immermoch etwas beinträchtigt hatte. Das Abluftsystem musste also wirklich 100% dicht sein. Ich bin dann kurzerhand hergegangen und habe die Übergänge vom Formteil auf das Gerät mit Amaflex gedichtet und siehe da, die Wärme im Sitzkasten hielt sich in Grenzen. Und plötzlich lief die Klima auch maximal effizient. Aus dem Auslass des Innengeräts kam nun richtig kalte Luft.

 

Nun hatte ich aber das Problem, dass ich das Innengerät hinter einer Klappe verbaut hatte und ich hoffte, die kühle Luft würde es dort nach oben rausdrücken. Das war aber ein Irrglaube. Die Klima war nun zwar an seinem Bestimmungsort, aber die Kälte fiel, bevor sie aus der Klappe raus kam, direkt vor dem Gerät in den Sitzkasten und kühlte diesen herunter anstatt den Wohnraum zu kühlen. Was erschwerend hinzukam, war die Tatsache, dass kalte Luft nicht nach oben steigt, sondern nach unten fällt. Man bekam also bestenfalls kühle Füße, aber der Raum war oberhalb der Sitzkante trotzdem warm. Ich musste die kalte Luft irgendwie nach oben bekommen. Erstaunlicherweise war der im Gerät verbaute Lüfter gar nicht so mickrig. Der bließ zwar stark aber trotzdem diffus und ungerichtet. Dann kam mir die rettende Idee die auch ein bisschen Glück inne hatte: ich musste den Luftstrom nach oben richten. Diese Düse des Geräts war zufälligerweise im 45 Grad Winkel nach oben angelegt und ZUFÄLLIG hatte dieser Lüftungsschlitz EXAKT die Stärke des Baumarkt-Lüftungskanals - 40mm. Man konnte den von oben einige Zentimeter einschieben und dann saß der Kanal dort relativ stramm. Die Breite des Geräte-Auslass war alledings  350mm. So kam ich auf die Idee aus mehreren parallel zusammengesetzten dieser Vierkantrohre einen exakt breiten Kanal zusammenzukleben mit dem ich den kompletten Auslass, gerichtet, nach oben aus dem Sitzkasten führen konnte.  Da der Lüfter wie gesagt richtig kräftig ist, bläst es die Kalte Luft richtig weit hoch in den Wohnraum. Und dort kühlt er den Raum wirklich richtig effektiv. Mit einsteckbaren 90 Grad Winkelstücken ist es so sogar möglich eine Vorne/hinten Verteilung hinzubekommen.

Der erste Test

Bei uns hatte es zum Zeitpunkt des Umbaus strahlenden Sonnenschein bei 35°C. Das Cruisemobile steht bei uns Zuhause stets auf der Straße in praller Sonne und im Verlauf des Tages wandert die Sonne von Links nach Rechts übers Cockpit – strahlt also volle Pulle durch die Frontscheide ins Fahrzeug. Am Tag meines ersten Tests war ich im Homeoffe weshalb auch mein PKW im gleichen Zeitraum vor dem Cruisemobile in der Sonne stand – also identische Bedingungen für beide Fahrzeuge. Als ich am Nachmittag den Test mit der Klima startete, waren im Wagen laut Wetterstation stolze 44°C aufgestaut. Brutal. Ich wollte extreme Bedingungen, weswegen ich weder die warme Luft ausgelüftet, noch einen Sonnenreflektor angelegt habe. Auch habe ich kein Fenster angekippt. Deswegen bin ich wirklich nur schnell rein in die Hitze, hab die Klima angeschaltet und bin sofort wieder raus. Zum Vergleich bin ich in den PKW und auch dort war es genauso brüllheiss. Ok, also jetzt hiess es laufen lassen und abwarten was passiert.

 

Nach einer Stunde bin ich wieder ans Cruisemobile und habe als erstes am Auslass nachgesehen. Der Luftstrom fühlte sich fast an wie bei einem Handtrockner in einem öffentlichen Klo. Fester Luftstrom und sehr warm. Dann bin ich rein. Das Mobiliar und alles war noch sehr warm, und die Temperatur lag auch noch etwas über der Aussentemperatur, aber es war schon kühler als vorher, obwohl die Sonne immernoch sehr kräftig auf den Wagen schien. Also hab ich die Kiste wieder zugemacht und weiterlaufen lassen. Ein Gegencheck im PKW zeigte, dass dort die Temperatur immernoch bestialisch war. Weitere drei Stunden später, war der Effekt deutlich: die Innentemperatur war 6° unterhalb der Aussentemperatur – 30°C zu 24°C. Ein Gang in den PKW zeigte mir, dass es dort immernoch unerträglich heiss war. Das sagt mir, dass die Klima in ihrem Effekt nicht nach der Aussentemperatur beurteilt werden darf, sondern nach der Temperatur die im Fahrzeug vorherrschen würde, wenn die Klima nicht läuft, und das wären die anfänglichen 44°C gewesen. Sie hat also den Wagen faktisch um 20°C runtergekühlt! Die Erkenntnis hierbei war, dass es im Urlaub vermutlich niemals so extrem werden würde. Ich habe im Urlaub bislang immer im Schatten geparkt; ich hatte immer den Reflektor auf dem Cockpit damit die Sonne nicht in den Wagen einstrahlt, und der Wagen wurde immer zuerst ausgelüftet. Ich würde also selbst im August in Italien nie bei 44°C den Klimavorgang starten, sondern weit darunter. Ich würde die Klima im Urlaub einschalten bevor die Mittagsonne zuschlägt. 

Nun war die Funktion getestet und erfolgreich abgechlossen. Jetzt musste alles wieder ordentlich aussehen. Deshalb wollte ich die gesamte Apperatur noch hinter einer Klappe verstecken, damit sie unsichtbar ist, wenn man sie nicht benutzt. Mit Holzarbeiten hab ich grundsätzlich keine Probleme. Ich musste das nur alles sehr genau messen und konnte dann die Front komplett neu verkleiden. Ich musste auch die Steckdosen aus der alten Frontplatte an einem anderen Ort in der Dinette verbauen, weil dort kein Platz mehr sein würde. Seisdrum, ich hatte noch Restholz aus dem ich die Seitenverkleidung der Dinette komplett neu machen konnte, damit wieder alles wie aus einen Guss aussieht. Eine Klappe mit einem Durchbruch durch das ich den Auslasskanal durchstecken kann, verdeckt samtliches Innenleben der Dinette-Sitzbank und ich öffne die Klappe nur zum kurzen Bedienen der Klimaanlage, danach wird diese wieder geschlossen. 

Der echte Real-Life Praxistest

Aktuell stehen wir auf einem Campingplatz in Venetien und haben tagsüber 35°C und nachts ca. 29°C – exakt die Bedingungen für die ich diesen Umbau erst gemacht hatte. Wir haben vorne einen Sonnenreflektor auf dem kompletten Frontbereich und stehen die meiste Zeit des Tages im Schatten. Trotzdem heizt sich die Kiste relativ schnell auf, das weiss ich noch vom letzten Jahr, dann da stand ich auch auf Platz 629. Und da war es temperaturmäßig einfach bestialisch. Diesmal haben wir gleich morgens die Klima angeworfen, und was soll ich sagen, die Klima kühlt perfekt! Ich bin kein Naivling und auch kein Utopist. Dass eine 2000W Klima einer 400W Klima überlegen sein muss, ist keine Diskussion wert; das ist so. Aber, es geht um den Effekt. Auch eine 400W Klima kühlt. Sie braucht vielleicht doppelt so lange und sie schafft es vielleicht bei 35°C nicht den Wagen auf 16°C runterzukühlen. Aber, will ich überhaupt 16°C? Will ich, dass der Wagen bereits nach 30min so kalt ist, dass ich rohes Fleisch ohne Kühlschrank offen liegen lassen kann? Beides NEIN!! Da ich tagsüber sowieso nicht da bin ist mir die Temperatur prinzipell erst abends wichtig. Damit wir gut schlafen können. Ich finde 21,5°C  eine super Temperatur für die Nacht. Wer nun aber glaubt das Cruisemobile wäre den ganzen Tag trotz laufender Klima brüllheiss und erst abends geht die Temperatur zurück weil es aussen nicht mehr heiss ist, dem sei gesagt, das Foto der Wetterstation ist Nachmittags um 15 Uhr entstanden. Die Klima wirkt auch tagsüber wenn die Sonne richtig runterballert.

 

Noch ein Wort zum Betrieb mit dem Wechselrichter. Den habe ich Zuhause lediglich in einen kurzen Test ausprobiert: die Klima und der Wechselrichter funktionieren zusammen prima. Der Wechselrichter wird nur mäßig warm und der Betrieb lief nach drei Stunden immernoch fehlerfrei aus der Lithium Batterie. Das hatte mir als Test ausgereicht. Ich habe Test dann beendet und für erfolgreich befunden. Wie der Wechselrichter genau eingebaut wurde, erkläre ich hier.
Wenn ich die Klima erstmals bei der Fahrt ausprobiert habe werde ich davon berichten.

Erstes Zwischenfazit

Das Projekt "Klimaanlage"hat sich für mich voll ausgezahlt. Die Kühlleistung dieser 400W Klimaanlage ist total beeindruckend. Eine stärkere Klimaanlage könnte mir nichts bieten, was diese nicht kann. Im Gegenteil, eine stärkere Klimaanlage müsste ich runterdrehen, damit die Temperaturen nicht zu kalt werden. Der Mehraufwand und die Mehrkosten die solch ein Bolide mit sich bringen würde, wären mir einfach rausgeschmissenes Geld. Und ein "so macht man das aber nicht, das macht man mit solch einem Gerät" ist für mich uninteressantes Geschwafel. Darauf gebe ich nix....

 

Fazit und Erkenntnisse nach dem ersten Sommerurlaub

Wir waren jetzt während eines wirklich heissen Urlaubs mit Temperaturen um die 35°C unterwegs, und das bei relativ hoher Luftfeuchte. Das Klima wäre, genau wie in den letzten Jahren, relativ schwer zu ertragen gewesen. Aber egal wo wir waren konnten wir diesmal die Nächte stets relativ gut schlafen, weil wir die Temperatur immer unter 24°C senken konnten. Dennoch gibts ein paar Dinge die noch verbesserungswürdig sind.

 

1. Die Kaltluftverteilung. Da ich vor dem Urlaub rechtzeitig fertig werden wollte, habe ich in Windeseile noch die Variante mit dem nach oben aus der Dinette geführten Luftkanal, den ich mit den 90° Winkeln noch jeweils nach vorn und hinten verteilt habe. Das hat von der Temperatur her grundsätzlich gut funktioniert, war aber denkbar unpraktisch. Mit den eingesteckten Winkelstücken sind wir nämlich fast wahnsinnig geworden. Immer ist man irgendwie an einem der beiden Teile hängen geblieben und das dann fiel dann unter lautem Geklapper auf den Boden. Relativ genervt hat man die Teile wieder eingesteckt. Ausserdem war es bei einem von der Fahrt aufgeheizten Fahrzeug (dazu gleich mehr) echt eine zähe Sache den Wagen wieder komplett runterzukühlen. Aber es ging bis zum Abend dann immer gut.  Das bringt mich zu....

 

...2. Dem Wechselrichter. Irgendwas stimmt mit dem Teil nicht. Unsere Tests zuhause waren eigentlich erfolgreich. Ich konnte die Klima darüber über 3 Stunden laufen lassen ohne Probleme. Im Urlaub ging das komischerweise nicht mehr. Kurz nach dem Einschalten schaltete sich der Wechselrichter komplett ab und man konnte ihn nicht mal mehr in der Victron APP sehen, was äußert merkwürdig ist. Ich habe mit unterschiedlichen Settings experimentiert, alles erfolglos. Ich habe also keine Ahnung warum es aktuell nicht geht. Ich werde der Sache auf den Grund gehen. Einzig; ich konnte in der App sehen, dass er WENN die Klima denn mal lief, mit 95% schon ziemich am Limit lief. Eventuell hat es auch damit was zu tun. Aber ich sah an den Kabeln im Terminal schon wieder Kupfer blitzen, was mich auch an den Anschlüssen etwas zweifeln ließ. Also konnten wir ihn während des gesamten Urlaubs nicht während der Fahrt nutzen, und weiss Gott, wir hätten ihn und die Klimaanlage unterwegs mehrmals dringend gebraucht. Scheisse halt.

 

Deswegen habe ich folgendes in Planung:

 

1. Die Kaltluftveerteilung muss mit den gleichen Luftkanälen wie bei der Abluft, so aufgebaut werden, dass ich sie, mit Auslässen in Deckennähe, von oben nach unten bekomme. Ich habe hier auch schon relativ konkrete Ideen, ich brauche nur Zeit diese umzusetzen. Ich werde berichten.

 

2. Da ich demnächst mein Stromfach komplett umbauen werde, überdenke ich auch nochmal den Wechselrichter. Ich werde ihn komplett neu verkabeln und dann nochmal Tests fahren um rauszufinden woran es liegt. Eventuell ist er doch nicht stark genug dimensioniert. Bei meiner Fehlersuche in Urlaub habe ich ihn auch einmal in der App beobachtet und gesehen, dass er schon relativ am Limit gearbeitet hatte. Ich werde berichten was ich hier noch herausfinde, denn wir haben festgestellt ein Betrieb im Sommer ist während der Fahrt ist unabdingbar. Mehr dazu hier.

 

3. Ich muss noch klären ob die Klima bei Wintertemperaturen und Minusgraden im Wagen verbleiben kann oder ob ich sie im Herbst entnehmen, und im Keller lagern muss.

 

Update 4 Wochen später

Ich habe nun das Elektrofach komplett neu aufgezogen und die gesamte Elektrik rundum erneuert. Viele neue Kabel, teils größere Querschnitte und die Kabelschuhe allesamt hydraulisch vercrimpt. Eigentlich so schon optimale Bedingungen. Zusätzlich habe den Wechselrichter aber noch an einen offeneren Platz montiert, damit die Wärme besser vom Gerät weg kann. Das alles führte dazu, dass ich beim autarken Betrieb der Klima nun die Leistung des Wechselrichters von vorher 96% auf 89% senken konnte - mit den gleichen Geräten und bei nahezu identischen Wetterbedingungen. Der Wechselrichter kommt also nicht mehr so schnell ans Limit.

 

Ich habe jetzt heute auch mal einen Langzeittest mit der Klimaanlage gemacht. Sie lief über 3 Stunden und zog ca. 20-24A im Durchschnitt. Somit hatte ich auch einen am Shunt messbaren Verbrauch an der Batterie von 62Ah. Heisst, es ist also bei einer vollen Batterie durchaus möglich, die Klima abends nach einem heissen Tag noch 3h laufen zu lassen, ohne die Batterie komplett zu entladen. Da ich eh einen LiFePo4 habe, sowieso noch mehr, ich hätte immer noch knapp 100Ah übrig gehabt bis zum nächsten Tag. Für mich ist das völlig ok.

 

Einen befreundeten Klimatechniker habe ich bzgl. des Überwinterns im Fahrzeug gefragt. Er versicherte mir, dass es dem Klimagerät egal ist unter welchen Temperaturen es gelagert wird. Die Klima bleibt also drin! Fertig.

 

 

 

Verwendete Werkzeuge und Utensilien:

- Mestic SPA3000 Klimagerät, 399,- EUR

- Bad-Lüftungssystem Teile, ca. 100,-EUR

- Wechselrichter Victron Energy Orion VA800, gebraucht ca. 150,- EUR

- diverse Materialien, ca. 100,- EUR

 

Jetzt aber noch ein wichtiger Disclaimer: dies ist weder eine Bauanleitung noch eine Empfehlung. Ich dokumentiere hier lediglich meinen Weg. Ich gebe zu bedenken, dass Geräte mit dieser Leistung sich erwärmen können und dies zu einem Brand mit Gefahr für Leib und Leben werden kann. Nachahmung nur auf eigene Verantwortung, nur auf eigene Gefahr.

 

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Kommentare: 1
  • #1

    Tobias F. (Montag, 16 September 2024 08:35)

    Sehr inspirierend, das nenne ich mal Improvisation par excellence!

    Was mich allerdings interessieren würde: hast du auch eine extra Öffnung am Fahrzeug über welche sich das Außengerät der Klima frische Luft von außen ansaugen kann? Falls nicht dürfte die Effizienz der Klima leiden, da dann ja quasi die Raumluft dafür genutzt wird und dadurch ein kleines Vakuum erzeugt wird (es wird ja Luft nach außen gefördert aber keine direkte Luft von außen nachgefördert).

    Im Post oben ist das für mich nicht klar ersichtlich, über den Schlauch und die entspr. "Klappe" im Fahrzeug (ersten Bild vor dem Absatz "Der erste Test") geht die Warmluft nach draußen, richtig? Ideal wäre dann natürlich noch eine extra Klappe über die am Außengerät Frischluft von außen angesaugt würde, damit hättest du wirklich zwei getrennte Kreisläufe wie es bei Splitgeräten eigentlich nötig ist. Evtl. habe ich das aber auch einfach übersehen, vielleicht kannst du dazu noch Stellung beziehen, falls möglich werde ich das Ganze nächsten Sommer so für meinen Ducato nachbauen, habe nur keinen so geschickten Staukasten in der Dinette, vermutlich muss es also irgendwie hinten unter das Querbett...