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Heckfenster für das Cruisemobile

Der letzte Sommerurlaub war einfach brutal. In Italien hat es in den Augustwochen knapp 40°C. Tagsüber wäre das ja noch halbwegs erträglich. Schlimm wird es wenn man nachts nicht mehr zu Ruhe kommt. Dann steigt man kaputter aus dem Bett als man reingegangen ist. So ging es uns eben nach der dritten Urlaubswoche im August 2023. Die letzten Tage waren einfach nur noch eine immense Quälerei. Mir war am Ende permanent übel und ich stand am Abfahrt-Tag bis 14Uhr bestimmt 6x unter der Dusche; und hab mich immernoch hundelend gefühlt. Da wurde ich so weich, dass ich beschloss, trotz meiner Überzeugung und Abneigung gegen Klimaanlagen, dass wir uns jetzt doch eine zulegen müssen.  Nun blieb aber die Frage, welche Art von Klimaanlage es sein soll. Möglichkeiten gäbe es viele. aber da unser Wagen keine Fahrzeugklimaanlage hat, stand zur Überlegung, ein Modell zu nehmen, dass man auch während der Fahrt betreiben könnte. Also was soll es sein? Eine Dachklima mit 12V? Eine mit 220V? Oder doch eine Staukastenklima mit 220V? Da wir dadurch immer zwei Szenarien haben, nämlich einmal während der Fahrt, und einmal wenn wir auf dem Campingplatz stehen, haben wir es auch mit zwei Spannungen zu tun. Das macht die Sache nicht einfacher, sondern um einiges komplizierter und komplexer.

12V Dachklima:

 

Vorteile:

- Während der Fahrt betreibbar

- hohe Kühlleistung

- braucht wenig Platz weil auf dem Dach verbraucht

- sofort betreibbar ohne Auf- und Abbau

 

Nachteile:

- braucht sehr starke Kabel von der Batterie zur Klima wegen ca. 30A unter Volllast

- Verbraucht mit seinen 2000W viel Strom aus der Batterie

- benötigt entweder sehr teueres Ladegerät bei Betrieb von der Batterie, oder genauso teures Netzteil für Direktbetrieb bei 220V

- sehr teuer im Preis, ca. 3500,-  Klimaanlage, Netzteil, Kabel

- Umbau der Deckenverkleidung

- Kabel müssen neu verlegt werden

- Durchbruch ins Dach bedeutet potentielle Undichtigkeit

 

220V Dachklima:

 

Vorteile:

- Sehr hohe Kühlleistung

- braucht wenig Platz weil auf dem Dach verbraucht

- sofort betreibbar ohne Auf- und Abbau

- beim Einbau werden nur sehr dünne Kabe benötigt

 

Nachteile:

- Betrieb während der Fahrt nur mit extrem starkem und teurem Wechselrichter bzw. Lifepo4 Batterie

- sehr teuer im Preis, ca. 3500,-  (Klimaanlage, Netzteil, Kabel)

- Umbau der Deckenverkleidung

- Kabel  mit mindesten 35qmm müssen vom vorne verlegt werden

- die hohen Ströme können ggf. die Lichtmaschine beschädigen

- Durchbruch ins Dach bedeutet potentielle Undichtigkeit

- hohes Gewicht

 

220V Staukastenklimaanlage:

 

Vorteile:

- hohe Kühlleistung

- braucht extrem viel Platz weil es in den Staukästen verbaut werden muss

- sofort betreibbar ohne Auf- und Abbau

- kann theoretisch in das Rohrsystem der Heizung integriert werden

- für Fahrzeuge bis zu 8m Länge betreibbar

 

Nachteile:

- braucht sehr starke Kabel von der Batterie zur Klima wegen ca. 30A unter Volllast

- Während der Fahrt nur mit extrem leistungsfähigem 3000W Wechselrichter betreibbar

- Verbraucht mit seinen 3000W viel Strom aus der Batterie

- teuer im Preis, ca. 3500,-  Klimaanlage, Lithium Batterie, Kabel, Wechselrichter

- Kabel müssen neu verlegt werden

- braucht im Innenraum extrem viel Platz

 

Irgendwie wollte mich keine dieser Varianten so überzeugen, dass ich gewillt gewesen wäre, mehrere 1000 EUR zu investieren. Ausserdem wäre jede dieser Varianten mit einem extremen Umbau des Wohnraums verbunden gewesen. Das war mir alles nicht Recht. Deswegen habe ich sehr lange überlegt welche Variante die Richtige wäre. Und ob ihr es glaubt oder nicht: es war keine davon.

 

Just in diesem 2023er Sommerurlaub in Italien hatte der Wohnwagenbesitzer auf dem Stellplatz neben uns, eine sogenannte Splitklima im Küchenfenster hängen; eine Mestic SPA3000. Der User hatte geschwärmt, dass er nie wieder ohne diese Klima irgendwo hinfährt. In seinem Wowa war es auch superkühl obwohl wir in unserer Kiste zum Ende des Urlaubs von der Hitze total zermürbt waren. Da die Klima beim Wohnwagen nur einmal durch das Küchenfenster gefädelt werden muss, welches ja sowieso unter der Markise vom Wetter geschützt ist, habe ich dieses Teil anfangs nicht für mich in Betracht gezogen. sie ist auch nicht für Wohnmobile gedacht. Als dann mein guter Freund Daniel das Thema nochmal für seinen Wohnwagen aufgegriffen hatte, und ich zu dem Zeitpunkt mit meinen oben genannten Wegen total unentschlossen war, hat meine Denkmaschine nochmal angefangen zu rattern. Ich hatte dann die Idee es doch den Ehrgeiz für die Splitklima eine Lösung zu finden, allerdings würde mich in meinem Alter stören, dass ich bei jeder Etappe die Klima wieder rein und raus zu hängen müsste. Immerhin wiegt die 24kg. Die jedes Mal zu heben, das pack ich in meinem Alter nicht mehr. Also war die Idee das Teil so zu montieren, dass ich damit fahren, und sie bestenfalls sogar während der Fahrt betreiben kann.

 

Bei meinen Abwägungen wurde klar, dass eine Montage im Seitenfenster nicht in Frage kommen kann, denn ich kann nicht mit dem Außenteil an der Seite der Fahrzeugs fahren. Da komm ich von einer Polizeikontrolle in die Nächste. Das wäre einfach zu seltsam vom Anblick her um uns einfach weiterfahren zu lassen. Im Heck sieht die Sache wiederum ganz anders aus. Viele haben im Heck Fahrradträger oder Leitern oder vielleicht sogar irgendwelche Boschprofil-Racks an denen sie Alukisten transportieren. Der Anblick eines kleinen Kastens im Heck, ggf. sogar unter einer Abdeckhaube, wäre nicht so ungewöhnlich. Dazu bräuchte ich aber dringend Heckfenster um die Mestic da durchzuhängen. Da ich die Mestic als B-Ware im Netz für 340,-EUR finden konnte, die Carbest Fenster zusammen nur 550,-EUR kosteten, ich dann noch einen gebrauchten Victron 800W Wechselrichter für einen guten Kurs bei Kleinanzeigen schießen konnte, kam ich bei meiner Rechnung alles in Allem auf etwa 1100,-EUR. Den Wechselrichter mit 800W bräuchte ich, weil die Mestic tatsächlich nur 400W verbraucht, obwohl sie 800W Kühlleistung hat. Brav nach Shannon-Theorem liege ich bei 400W mit dem 800W Wechselrichter goldrichtig. Und, 800W bei 40A ist eine Leistung, welche die Lichtmaschine während der Fahrt locker wegsteckt. Der generelle Vorteil bei dieser Variante war auch, dass ich es auch vom Preis her einfach versuchen konnte. Das Schlimmste was passieren konnte war, dass ich von den 1100,-EUR die Mestic wieder weiter verkaufe und ich dann trotzdem Fenster und Wechselrichter im Wagen habe, die ich auch nach dem "Klimaanlagen Experiment" noch sinnvoll nutzen kann. Bei dieser Variante bekam ich direkt wieder ein Lächeln ins Gesicht.

Also ging es als Erstes zu meinem guten Freund Murdock um mit ihm gemeinsam die Heckfenster einzubauen. Zum Einsatz kamen Carbest Fenster mit einer Größe von 500x350mm. Ich habe mich bewusst wieder für diese Fenster entschieden, weil wir bereits zwei von diesen im Wagen eingebaut haben und sie im Vergleich zu den Seitz Fenstern nicht nur günstiger sind, sondern auch ich meinen Augen die bessere Verdunklungs/Fliegengitter Mechanik haben. Die ist bei unserem Seitz Fenster im Bad einfach nur hakeliger Schrott. Die Ausschnitte ins Blech haben wir weder gesägt noch geflext, sondern mit einem elektrischen Blechknabber gemacht. Dabei entstehen nämlich so gut wie keine Späne, sondern ein zusammenhängender Metallstreifen. Nicht zu verwechseln mit einem Nibbler, der den "Schnitt" durch das herausstanzen kleiner Metallstücke macht. Während die Schnittkanten von ihrer Korrosionsbehandlung mit derm Zinkspray trocknen mussten, konnten wir die Holzrahmen zuschneiden und zusammenschrauben. Als die fertig waren war auch das Zink handtrocken und wir konnten die Fenster und die Rahmen einpassen. Eingeklebt wurden diese mit FixAll Turbo. Als die Rahmen halbwegs fest eingeklebt waren, haben wir die Fenster eingeschraubt. Nun konnte sich auch das FixAll an den Rahmen nochmal etwas anschmiegen. Danach hat Murdock dann ein paar Sichtfugen mit Dekaseal um die Aussenrahmen gezogen, bei denen mir die Kinnlade runtergekracht ist. Die waren wie aus dem Lehrbuch. Ein echter Könner dieser Universalbastler.

Ich mag es bei solchen Fenstern ganz gerne, wenn die langweiligen Plastikverkleidungen unter meinen  Verkleidungen verschwinden. ich fände es blöd wenn diese bulligen Plastikteile, noch auf meine Verkleidungen aufgesetzt, in den Raum reinstehen würden. Das sieht scheisse aus und nimmt auch noch Platz weg. Also habe ich meine bestehenden Verkleidungen von innen wieder montiert und durch das offene Fenster genau angezeichnet. Nun konnte ich vorsichtig mit einem scharfen Cuttermesser die Durchbrüche in die Hartfaserplatten der Verkleidungen schneiden. Dabei musste ich aber darauf achten, den Stoff nicht anzuschneiden. Immerhin brauchte ich da noch genug "Fleisch" um den Stoff um die Durchbruchkanten herum hinter die Verkleidung zu ziehen um ihn dort zu verkleben. Das hat gut geklappt. als die Verkleidungen dann fertig montiert waren und die Türen geschlossen waren fiel mir direkt das völlig neue Raumgefühl durch die neue Lichtsituation auf. Es ist einfach unglaublich wie zusätzliche Fenster den Raum komplett verändern können - im positiven Sinne! Ich finde es immer wieder geil, wie die zusätzlichen Projekte den Wagen wirklich immer wieder ein Stück verbessern.

Diese neuen Fenster sind, mit oder ohne Klimaanlage jetzt schon ein riesiger Zugewinn. Sie bringen nicht nur eine bessere Belüftung. Sie bringen ausserdem beim Freistehen eine weitere Möglichkeit die Rundumsicht vom Innenraum aus, zu erweitern. Ich bin froh, dass wir das gemacht haben. Danke nochmal an dich Murdock. Du bist einfach der Beste!

 

Die Kosten:

2x Carbest Fenster 500x350mm, 550,- EUR

2x Dekaseal 25,-EUR

2x FixAll Turbo 20,-EUR

 

 

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