Wir hatten bislag einen Fahrradträger für die Anhängerkupplung. Das Teil zu beladen war ein totaler Scheiss und hat mich unendlich Nerven gekostet. Was aber ein viel größeres Problem war, war die
Tatsache, dass man im Notfall hinten nicht mehr zur Hecktür rauskam, weil die Fahrräder dann die Hecktür blockiert hatten. Also habe ich lange nach einem gebrauchten und auch günstigen Thule
Elite Van Heckträger für die Hecktür gesucht. Ich habe endlich einen gefunden.
Da der Thule echt zum Schweinepreis kam, war klar, dass irgendwo ein Haken sein muss. Der erste war seine Location: in Hannover. Der Verkäufer bestand aber auf Abholung. Glücklicherweise wohnen die Eltern meines guten Freundes Daniel dort, und sie waren bereit ihn für mich abzuholen. Heute kamen sie bei Daniel zu Besuch und haben ihn mir mitgebracht. Sie hatten mir im Vorfeld mitgeteilt, dass der Träger relativ abgeliebt daher kommt. Da hab ich echt Schlimmstes befürchtet. In der Tat war er aber nur richtig verdreckt. Nach dem Putzen sah er echt richtig gut aus. Er hatte zwar ein paar normale Gebrauchsspuren aber alles in allem konnte ich immernoch keinen Haken erkennen. Was ich wusste, war, dass die Klebeschienen nicht dabei sind. Das war mir persönlich relativ wurscht, denn ich hatte bereits vor einiger Zeit wegen eines anderen Projekts Airlineschienen, Nutensteine, Endstücke und Schrauben gekauft und die lagen hier bloss blöd rum. Deswegen war klar, dass ich den Träger auf Airlineschienen befestigen würde, damit ich den Träger im Bedarfsfall extrem schnell entfernen kann. Das ist super praktisch.
Als erstes habe ich die Airlineschienen auf 75cm abgelängt. Danach habe ich die Gegenplatten gebohrt. Da die Airlineschienen bereits gebohrt kamen, hatte ich da wenig Einfluss auf den Lochabstand. Ich musste diesen nur noch auf die Gegenplatten aus 3mm Alu-Flachmaterial übertragen. Dies habe ich mit einer Reissnadel gemacht. Danach habe ich alles angekörnt und die Löcher mit 6mm Durchmesser gebohrt. Nun war für die Montage der oberen Schiene alles vorbereitet. Die untere konnte ich allerdings erst montieren, wenn die obere gesetzt ist und der Träger darin hängt. Dann würde ich die untere Schiene auf den Träger montieren und diese gegen die Tür hängen lassen, dann wüsste ich den extaken Abstand zur oberen Schiene. Aber erstmal wurde die obere gesetzt.
Dazu habe ich als erstes oben die Verkleidungen geöffnet um zu sehen wo ich genau hin kann. Immerhin muss ich von innen die Gegenplatte setzen können ohne, dass mir ein Holm oder ähnliches im Weg ist. Ich entschied mich die Airlineschine 3cm unter dem Falz anzubringen. Ich habe die Airineschiene mittig angelegt und 3cm Abstand zum Falz gemessen. dann habe ich die Löcher aus der Airlineschiene mit Edding übertragen und diese angekörnt, Dann habe ich sie mit 6,5mm durchgebohrt. Nach dem Bohren habe ich die Löcher gesenkt und mit Owatrol vor Korrosion geschützt. Damit das FixAll und das Dekaseal optimalen Kontakt zum Lack bekommen, habe ich beide Oberflächen mit Bremsenreiniger entfettet. Ich habe die Schrauben in die Airlineschiene geschoben und dann mit Dekaseal umringt. Das hielt die Schrauben in Position und sorgte auch dafür, dass die Schraubenlöcher beim Festziehen abdichten. Dann habe ich vor dem Einfädeln in die Löcher noch eine richtig saubere Wurst FixAll auf die Leiste aufgebracht und dann die Gegenplatte von innen montiert. Die Endkappen habe ich bewusst nur mit
FixAll geklebt, da diese keine Belastung aushalten müssen, und ich somit vier Löcher weniger im Blech habe. Ein kurzer Belastungstest zeigte, dass diese Schiene bombenfest hält. Nun musste ich am Fahrradträger nur oben die 6er Löcher auf 8mm aufbohren damit ich diese direkt in die M8 Schrauben der Nutensteine einführen konnte. Diese Klappwinkel am Träger sind allerdings aus Edelstahl was das Bohren echt zäh gemacht hatte. Somit musste ich mir aber auch keine Gedanken wegen Rostschutz an der Bohrung machen. Nachdem ich ihn oben montiert hatte, konnte ich genau sehen wo die untere Airlineschiene hin musste. Ich habe sie exakt genauso montiert wie die obere. Der Abstand passte perfekt. Leider fiel mir dann etwas auf: der Verkäufer hatte nicht nur die Klebeschienen
behalten, sondern auch die Befestigungen für das untere Rohr. Jetzt war guter Rat teuer. Auf Bildern hatte ich schon mal gesehen wie diese Kunststoffteile aussehen. Also habe ich 30mm starkes POM genommen, und mit einem Stufenbohrer ein 34mm Loch gebohrt. Dieses hat genau den Durchmesser des Rohres am Träger. Dann habe ich das Teil grob ausgesägt. Davon habe ich noch ein zweites Teil gemacht. Dann habe ich beide Teile in der Fräsmaschine an allen vier Seiten im rechten Winkel gefräst und dann die 34er Bohrung zum U aufgefräst. Im unteren Teils des U habe ich eine 8mm Bohrung für die Schraube des Nutensteins der Airlineschiene mittig gebohrt. An den beiden offenen Schenkeln habe ich ein 6mm Loch für die Durchgangsschraube gebohrt. Diese wird dann durch das eingesteckte Rohr des Trägers geschoben und mit einer Mutter gekontert. Das hat mich zwar zeitlich locker eine Stunde zurückgeworfen, aber davon habe ich mich jetzt auch nicht mehr aufhalten lassen. Nun konnte ich endlich alles fertig montieren, was den Grundträger betraf. Das Schlimmste war erledigt.
Jetzt konnte ich endlich den Fahrradträger montieren und einen ersten Eindruck vom Look bekommen. Er sitzt gerade und fasst sich auch richtig stabil an. Soweit bin ich natürlich sehr zufrieden. Nun stand ich aber vor einem weiteren Problem: die normalen Fahrradschienen sind nur für normale Fahrräder gedacht. Das Tandem das wir dabei haben müssen ist aber um 40cm länger, weshalb auch die Schiene länger sein muss. Also habe bei ebay-Kleinanzeigen eine weitere einzelne Schiene gekauft. Der Plan war, zwei Schienen so zu zerschneiden und wieder zusammensetzen, dass die neu verbundene Schiene anstatt 128cm auf 175cm kommt. Dazu habe ich unten in die Nut für die Nutensteine ein 5mm Aluminium Flachmaterial eingefüngt, das ich vorher 4mm schmäler fräsen musste, und dann 6 Bohrungen und M6-Gewinde bekam. Dann habe ich noch auf der Innenseite Alubänder eingeschraubt. Das Teil hält nun bombenfest. Da die Lange Schiene hinten montiert ist, wird diese Verschraubung von der vorderen (normalen) Schiene gut verdeckt. Das macht das Ganze optisch noch schöner.
Da die Verschraubung nicht links in der Verlängerung frei hängt, sondern rechts zwischen den Verschraubungen auf dem Träger liegt, wird die Schiene nochmal etwas entlastet und stabilisiert. Nun musste ich nur noch die vordere Schiene montieren und schon konnte ich den ersten Test machen - mit Fahrrad natürlich.
Bei desem Test mit Fahrrad offenbarte sich dann auch warum der Thule so billig abgegeben wurde: einer der Fahrrad-Haltearme war am Gewinde komplett festgerostet. Die Mutter in der Kunststoff-Knauf-Mutter, die auf der Schraube dieses "Magic"-Armes war, saß so fest, dass sie mit herkömmlichen Methoden nicht mehr zu lösen war. Das hatte mir der Verkäufer leider verschwiegen. Es ärgert mich zwar, aber am Ende ist der Verkäufer der "Depp", denn er hat den Träger krass unter Wert abgegeben weil er selbst ihn nicht mehr nutzen konnte. Und das empfinde ich dann als gerechte Strafe. Und mich hat es lediglich 20min Arbeit gekostet.
Mit dem wabbeligen Kunststoff der Knaufmutter war die Reparatur nicht zu machen, weil man die notwendige Kraft nicht auf die Mutter bekam. Also habe ich als erstes den Kunststoff von der eigentlichen Mutter gebrochen und diese freigelegt. Danach habe ich das verrostete Gewinde bis zur Mutter mit einem M8 Schneideisen sauber geschnitten. Dann habe ich die Mutter erstmal mit WD40 Kriechöl eingeweicht und kurz gewartet. Nach 5min habe ich sie mit leichten Hammerschlägen von allen Seiten bearbeitet. Wichtig: es geht dabei nicht darum das Material der Mutter zu deformieren, so fest dürfen die Schläge nicht sein. Es geht mehr um Erschütterungen. Man versucht damit den Rost im Inneren der Verbindung aufzubrechen. Dann habe ich dem Schaft der Schraube mit einer Rohrzange gepackt und die Rohrzange fest in einen Schraubstock eingespannt, denn so fest hätte ich die Zange mit der Hand nicht halten können ohne, dass die Schraube durchdreht. Nun konnte ich mit einem 10er Gabelschlüssel die Verschraubung lösen. Dann habe ich das komplette Gewinde nochmal mit dem Scheideisen sauber geschnitten. Zufälligerweise hatte ich von einem anderen Projekt noch eine M8 Griffmutter rumliegen die ich dann einfach aufgeschraubt habe. Das funktioniert hervorragend. Ich finde, sogar so gut, dass ich überlege beim zweiten Befestigungsarm die Knaufmutter auch gegen eine Griffmutter zu ersetzen. Aber ich warte das jetzt erstmal ab welche sich in der Praxis als praktischer erweist. Dann habe ich ein genaueres Bild über die Situation.
Nachtrag 29.5.2022
Ich habe jetzt heute doch mal die Fahrräder in finaler Konstellation montiert und mir angesehen wie sich das gestaltet und wie ich die das Rot-Weiss gestreifte Schild befestige. Es ist echt erstaunlich: obwohl dieser Fahrradträger viel höher ist als der alte für die Anhängerkupplung, ist dieser viel leichter zu beladen. Beim alten hatte ich keine Chance das Tandem alleine aufzusetzen. Beim neuen geht das super easy. Aber, ich musste doch feststellen, dass sich die lange Schiene am linken Ende doch ganz leicht nach unten biegt – das Tandem ist doch schwerer als ein normales Rad und der Hebel ist durch die längere Schiene doch größer.
Nach etwa einer Viertelstunde war mir klar, dass ich das Gewicht auf der linken Seite der langen Schiene nicht einfach runterhängen lassen wollte. Irgendwie musste ich die Schiene nach oben hin stabilieren. Da ich im linken oberen Türscharnier eine Ringschraube habe, ist es mir möglich dort einen Spanngurt mit einem Karabiner einzuhängen. Nun musste ich mir aus einem 20mm Alu-Flachstab eine Öse fräsen die ich unten in der Nut der Schiene einschraube und mit der ich diese nach oben, gegen die Öse des Türscharniers, spannen kann. Wichtig war, dass alle Flächen die Kontakt mit dem Spanngurt haben schön sauber geschliffen sind, damit da nichts scheuert. Sonst reisst das Band nach kurzer Zeit. Ich habe die Öse mit einer Schmirgelbürste schön sauber geschliffen. Das funktionierte hervorragend. Das Ergebnis ist superglatt.
Im europäischen Ausland ist eine Kennzeichnung des Fahrradträgers Pflicht. Deswegen musste auch ich ein Ladungsschild montieren, auch wenn ich finde, dass dies die Optik meines Cruisemobiles zerstört. Ich habe Klett-Kabelbinder genommen um dieses Schild an den Speichen des vorderen Fahrrads zu befestigen.
Nachtrag 30.5.2022
Da wir mit dem voll beladenen Fahrradträger nun enormes Gewicht auf die Hecktüre aufbringen belasten wir natürlich unsere Scharniere bedeutend stärker als im Normalbetrieb. Aber auch hier hat Fiat echt mitgedacht. Im quer verlaufenden Heckschweller ist eine massive Auflageplatte integriert. An der Tür ist an der, im geschlossenen Zustand, korrespondieren Stelle ein massiver Winkel mit Langlöchern eingesetzt der sich in der Höhe einstellen lässt. Hat man nun mehr Gewicht auf der Tür kann man diesen Winkel so nach unten einstellen, dass dieser bei geschlossener Tür exakt auf der Platte auf dem Schweller aufsetzt und das Gewicht der Tür dort auflegt. Somit sind die Scharniere deutlich entlastet. Dieses Feature gibt es bei beiden Türen und sollte dann auch bei beiden angewendet werden.
Ich habe leider keine Möglichkeit das Ganze vor der nächsten großen Fahrt auf der Autobahn unter realistischen Bedingungen zu testen. Das wird wohl bis zu unserem Sardinien-Trip zu Pfingsten warten müssen. Aber es macht auf jeden Fall jetzt schon den Eindruck als würde sich das am Ende bewähren.
Nachtrag 23.6.2022:
Jetzt wo der Sardinien-Urlaub vorbei ist, kommen wir zum Fazit. Erstmal, wie stabil ist er und wie stabil sitzen die Räder darauf wenn der Wagen bei 120km/h über die Autobahn fliegt? Da wir im oberen Holm neben der 3. Bremsleuchte eine Rückfahrkamera haben, sehe ich die Räder sehr deutlich im Monitor. Was soll ich sagen, ich war mir streckenweise nicht sicher ob das ein Polaroid-Bild ist, was ich da sehe. Die Räder haben sich Nullkommanull bewegt. Selbst wenn wir über Bodenwellen fuhren, war in der Kamera keine Bewegung zu erkennen. Das ist alles was ich persönlich hierzu wissen muss.
Nun kommen wir zur Praktikabilität: Wo wir vorher auf der Fahrt durch den Fahrradträger auf der Anhängerkupplung quasi immer eine zugeschweisste Hecktür hatten, war es nun möglich mit wenigen Handgriffen ins Heckfach zu kommen. Das eröffnete uns beim Beladen ganz andere Möglichkeiten im Heckfach Wasser oder andere Dinge zu verstauen.
Einzig, einen kleinen Fuck-up habe ich mir geleistet und den will ich nicht verschweigen: ich habe beim Montieren der Fahrräder den vorderen Lenker des Tandems so gelassen wie er korrekt eingestellt ist, also im 90-Grad-Winkel zum Rahmen. Das Problem hierbei war, dass der Lenker ca. 2cm zu breit ist und dabei gegen die linke Hecktüre drückt. Ich dachte, diese Spannung würde die Räder während der Fahrt noch etwas mehr stabiliseren. Dadurch erschwerte sich aber das vollständige Schließen der Tür und der Lenker knallte dabei immer oben gegen die linke Hecktüre. Zwar habe ich über den Griff einen Heizungsisolator als Polster geschoben, jedoch habe ich mir nach mehrmaligen Öffnen der Hecktüre dabei trotzdem den Lack zerkratzt. Wäre ich doch mal früher auf die Idee gekommen, den Lenker leicht einzudrehen. Jetzt ist es schon passiert. Dann habe ich eben wieder war zu reparieren....
Aber alles in Allem: eine super Sache, das mit dem Thule Träger. Ich würde es, bis auf das Mißgeschick mit dem Lenker, zu 100% wieder so machen.
Die Komponenten die ich verwendet habe, sind:
100,- Thule Elite Van Fahrradträger (gebraucht, ebay Kleinanzeigen)
30,- 2x Airlineschienen je 1m (ebay)
6,- 2m Aluband 3mm stark x 40mm
20,- 4 Nutensteine
10,- 4x Endkappen
15,- Schrauben, Muttern, Scheiben
Reste:
FixAll
Dekaseal
30mm POM
40cm Aluband, 2mm stark x 15mm
10cm Aluband, 5mm stark x 15mm
M8 Griffmutter
Spanngurt 20mm breit
Kommentar schreiben
Guido (Mittwoch, 01 November 2023 14:41)
Fahrräder sind zu tief.
Die verdecken die Rückleuchten, also nicht erlaubt!