Lange habe ich mich einer schiefen rechten Hecktüre geplagt. Als erstes war ich so naiv zu glauben, man könnte das Scharnier einstellen. Immerhin sind beim Scharnier, dort wo es an der Türe
angeschraubt wird, Langlöcher eingefräst. Bei genauerem Überlegen wurde mir aber sofort klar, dass diese nicht dafür gedacht sind die Türe im geschlossen Zustand gerade zu stellen, sondern um die
Position rein und raus einstellen zu können. Das half mir also nicht. Dann glaubte ich zu
sehen, dass das Scharnier wäre verbogen. Also habe ich ein gebrauchtes Scharnier bei Kleinanzeigen bestellt. Als dieses kam stellte ich fest, meines war gar nicht verbogen. Aber die Hoffnung stirbt ja bekanntlich zuletzt, deswegen habe ich es eingebaut. Natürlich war die Tür noch genauso schief wie vorher. Langsam verlor ich den Glauben an mein technisches Verständnis. Ich habe das erstmal noch eine Zeit aufgeschoben bis ich diese Baustelle erneut aufgemacht habe. Ich bin an der Stelle nochmal komplett methodisch vorgegangen: Da die linke Tür perfekt funktionierte habe ich einen direkten Vergleich gestartet. Ich habe Spaltmaße gemessen und mit der Gegenseite verglichen. Nach vielen Vergleichen kam ich tatsächlich bei einem Spalt raus bei dem das Spaltmaß signifikant ungleich war. Und dann habe ich das Problem entdeckt: Das Blech an der Auflagefläche des Scharniers an der Tür war gebrochen. Dadurch hatte sich das Blech extrem nach aussen gebogen. Das Problem hierbei ist, dass sich diese Stelle bei offener Türe durch die Belastung immer weiter aufbiegt.
Mein erster Gedanke war, die Stelle zu schweissen. Leider bin ich nur ein mittelmäßiger Schweisser und ich verfüge weder über die Skills mit einem WIG oder MAG Schweissgerät umzugehen, noch habe ich etwas Feinfühligeres als mein rüpelhaftes Elektrodenschweissgerät. Zwar kann ich dort die Ampere einstellen, aber ich hatte trotzdem die Befürchtung ich würde ein Loch in das Blech brennen und so die Türe ruinieren. Schweissen war also erstmal keine Option. Da gebrauchte Hecktüren mal schnell 400,- kosten können, und diese teilweise trotzdem recht ramponiert aussehen, war auch das für mich keine Option. Ausserdem weigere ich mich etwas wegzuwerfen/ auszutauschen solange es nicht wirklich irreparabel kaputt ist.
Dann hatte ich die zündende Idee: ich muss nur dafür sorgen, dass sich das gebrochene Blech nicht weiter von dem U-Profil der Türe entfernen (wegbiegen) kann. Ich muss sicherstellen, dass das Scharnier genau da in Position bleibt, wo es hin soll. Da die Originalverschraubung nicht durch das komplette U-Profil durchgeht, sondern nur in der gebrochenen Flanke der Tür sitzt, biegt es diese Verschraubung mit weg. Von dieser Verbindung kann ich also keine Stabilität erwarten. Ich musste also eine Schraube setzen auf die ich richtig Zug geben kann. Also hab ich durch den kompletten Holm gebohrt, so dass ich mit meiner Bohrung im Scharnier zwischen den Schrauben raus kam. Nachdem ich die Bohrung mit Owatrol und Seilfett vor Korrosion geschützt habe, konnte ich von der Scharnierseite eine M8 Schlossschraube einführen. Diese habe ich dann mit einer Mutter immer stärker angezogen. Eine Beilagscheibe verteilte dabei den Druck gleichmäßig auf das Blech. Nun habe ich die Mutter immer weiter angezogen und konnte beobachten, wie sich das Scharnier immer weiter ans Blech heran zog und die Türe sich immer weiter aufrichtete. Nun musste ich nur regelmäßig die Türe schliessen um den Spalt zu beobachten. Als das Spaltmaß oben und unten gleich war konnte ich die Schraube mit einer weiteren Mutter so kontern, dass sich da nix mehr verstellt. Diese M8 Schraube kann richtig was ab und sorgt für eine dauerhaft stabile Verbindung.
Mit aufgesetzter Türverkleidung ist von dieser unschönen Reparatur nicht mehr viel zu erkennen. Man sieht es nur noch bei geöffneter Türe am Linsenkopf der Schlossschraube im Scharnier. Das sieht zwar unüblich, aber nicht gepfuscht aus. Da diese Reparatur bereits seit einem Jahr hält, kann ich sie als vollen Erfolg verbuchen. Und sie hat mich gerade mal 3,-EUR gekostet.
Mein Dank geht an meinen Freund Kevin der mich bei der Reparatur tatkräftig unterstützt hat. Nur sein Seilfett-Attentat an der Schlossschraube musste ich teilweise wieder rückgängig machen... Sorry, Kev!
Die Komponenten die ich verwendet habe, sind:
1,- M8 Schlossschraube 70mm
1,- 2x M8 Mutter
1,- 2x Beilagscheibe
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