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Reparatur Unfallschaden - Selbst ist der Mann

Im Frühjahr 2019 wollten wir vor der eigentlichen Ferien-Saison die Zeit nutzen um an Wochenenden regelmäßig Freunde zu besuchen. Am ersten möglichen Wochenende waren ganz  liebe Freunde aus Erding dran, die wir im Italienurlaub auf dem Campingplatz in Bibione kennengelernt hatten. Da wir diese noch noch nie vorher zuhause besucht hatten, kannten wir die Gegebenheiten dort nicht. Um eine lange Geschichte abzukürzen gebe ich mal ganz kurz Schlagworte durch:

Enge Einfahrt, voll blühendes Riesengebüsch an der Ecke, grün gestrichener Betonpfeiler im Busch, Krach, Bumm, Schiebetür und Kotflügel im Arsch...

Der Schaden war echt heftig. Sowohl der hintere Bereich der Schiebetüre als auch der hintere rechte Kotflügel waren richtig krass kaputt. Es war nicht nur der Lack zerkratzt, sondern auch das Blech richtig eingedrückt. Da auf der Türe auch die Folierung total zerstört war, habe ich sofort am nächsten Wochentag den Druck neu fertigen lassen und dann angefangen den beschädigten Druck abzulösen. Dann habe ich in den nächsten Tagen die Tür ausgebeult, gespachtelt und dann neu foliert. Aber ich habe den Kotflügel erstmal so gelassen. Ursprünglich war geplant, diesen Teil des Schaden irgendwann mal von einer Werkstatt machen zu lassen, weil ich mir das einfach nicht zugetraut hatte. Nun habe ich aber Ende 2019 einen ganz tollen Gleichgesinnten auf dem Forumstreffen kennengelernt. Mit ihm habe ich seither mehrmals geschraubt, und Er schafft es mich total anzuspornen. Auch er ist voller Energie, aber er traut sich am Themen heran die eigentlich eine Nummer zu groß für uns sind. Aber mit ihm zusammen habe ich z. B. sein


Luftfahrwerk eingebaut und das hat super geklappt. Hätte ich nie gedacht. Der TÜV hat bei der Eintragung sogar die Qualität des Einbaus gelobt. Da aktuell Corona-Krise ist und wir aufgrund der Kontaktsperre nicht zusammen schrauben dürfen, habe ich mich dazu durchgerungen die Reparatur alleine zu versuchen. Da er parallel mit einem eigenen Projekt an seiner AHK beschäftigt war, haben wir uns immer Bilder unserer Arbeiten gegenseitig aufs Handy geschickt und uns gegenseitig gelobt und Hi5 gegeben. Das war zwar nicht so gut wie gemeinsam Schrauben, aber besser als in die hohle Hand geschissen.

 

Die Reparatur kann beginnen.

Eine Vertiefung im Blech kann man mit Spachtelmasse auffüllen. Wenn aber durch das Knittern des Blechs ein Knick heraussteht müsste man den evtl soweit abschleifen, dass unter Umständen ein Loch entsteht. Dies würde man dann besser mit einem Hammer und Klotz erstmal wieder grob reindengeln um nicht zu viel Blech abschleifen zu müssen. Als erstes habe ich also mit einem Stahlineal geprüft, ob irgendwas hervorsteht, was wieder reingeprügelt werden muss. Glücklicherweise war dem nicht so. Da waren nur Vertiefungen. Dann habe ich als erstes den bestehenden Untergrund sauber und glatt geschliffen. Dabei wurde aber viel nacktes Blech freigelegt. Das musste zu allererst mit Rostschutz versehen werden. Dafür habe ich 2K-Grundierung mit Rostschutz verwendet. Nun konnte ich mit dem Spachteln beginnen. Leider besteht aber so ein Radlauf aus vielen Rundungen, Knicken und Kanten. Und man braucht viele "heile Stellen" um daran die breite Spachtel aufzulegen um eine saubere Kontour abzufahren. Aber wenn zuviele dieser "Auflagestellen" auch verbeult sind, dann muss vieles frei modeliert werden – aber trotzdem absolut akkurat aussehen. Dann ist klar, das kann man auf keinen Fall in einem Zug spachteln, sondern muss in mehreren Durchgängen passieren. Das Einfachste ist dann zu gucken, welche Kontouren kann man am einfachsten wiederherstellen. Diese werden zuerst gemacht. Das war in diesem Fall der 4cm breite runde Falz direkt am Radlauf. Den würde ich für die 10cm breite Flanke als Auflagefläche benötigen. Also habe ich den Falz im ersten Durchgang gespachtelt und dann geschliffen. Dann mit dem Lineal mit dem Lichtspaltverfahren geprüft und erneut gespachtelt. Dann habe ich die Rundung geschliffen. Nun hatte ich wieder eine Auflagefläche für das Spachteln der Flanke. Nun konnte ich die Flanke mit dem Lineal begutachten um festzustellen wo und wieviel Spachtelmasse gebraucht wird. Nun habe ich die Spachtelmasse mit der Spachtel aufgetragen und danach geschliffen. Auch hier habe ich mit dem Lineal im Lichtspaltverfahren geprüft wo noch Spachtelmasse aufgetragen werden muss.

Was auch sehr hilfreich ist, ist mit geschlossenen Augen erst über eine unbeschädigte Karrosseriestelle zu tasten und dann danach über die gespachtelten Stellen. Da fallen einem jede Menge Vertiefungen auf. Leider nicht alle, was man dann, als nicht erfahrener Karrosseriebauer, erst im Endergebnis feststellen kann. Zurück zum Spachteln; ich habe die Flanke auch noch zweimal gespachtelt und geschliffen. Dabei habe ich wieder so manche Blechstelle nackig gemacht. Als ich dann der Meinung war, dass ich mit dem Spachteln am Ziel bin, habe ich erneut eine Schicht Grundierung aufgetragen. Da man während des Spachtelns ein wildes Gemälde aus Originallack, nacktem Blech, Spachtelmasse, Rostschutzfarbe und ursprünglicher Originalgrundierung zu sehen bekommt, ist es schwer die Ebenheit der Reparaturstelle objektiv zu beurteilen. Mit der erneuten Grundierung bekommt man zu ersten Mal wieder eine homogene Stelle zu sehen an der man das Ergebnis des Spachtelns gut beurteilen kann. Und tatsächlich; das Ergebnis war besser als ich es mir erhofft hatte.

Wenn man einen Kotflügel nicht komplett sondern teillackiert, dann muss man unbedingt Stellen finden, an denen man die Lackierkante verstecken kann. Ich habe hier zum Einen rechts das Ende des Kotflügel wie auch die Kante zu den Aufklebern genutzt. Dann habe ich die Rundung der Radlaufflanke gewählt und diese auch abgeklebt. Nun ergab sich in der Fläche eine Kante von Radlauf bis zur Kante des Aufklebers. Ich habe die Hoffnung diese freiliegenden Stellen glattpolieren zu können. Nun, da alles abgeklebt ist, musste die Grundierung nochmals ganz fein geschliffen und die gesamte zu lackierende Fläche mit Spiritus entfettet werden. Danach wurde nochmals alles mit einem sauberen Lappen fettfrei gerieben. Nun konnte ich endlich den eigentlichen Lack aufgetragen. Normalerweise würde ich nur liegende Teile lackieren, weil ich hier, um eine richtig glatte Oberfläche zu erreichen, richtig viel Farbe im ersten Durchgang auftragen kann. Dann würde die Farbe sauber verlaufen. Da der Kotflügel aber senkrecht steht, würde bei hohem Farbauftrag relativ schnell die Farbe anfangen nach unten zu laufen, was zu hässlichen Laufnasen führt. Also habe ich mit weniger Farbauftrag mehrere Schichten aufgetragen. Das führt leider dazu, dass der Lack zwar sehr homogen ohne Laufnasen aufgetragen ist, aber nicht wirklich glänzt. Das ist der Punkt an dem man als Laie einfach nicht genug Erfahrung hat um den richtigen Farbauftrag aufs Blech zu bringen. Ich habe das Ganze trotzdem erstmal vollständig trocknen lassen. Das Ergebnis hat mich, in Bezug auf die Spachtelarbeit, echt erstaunt. Ein Profi kann das sicherlich noch besser. Aber das sieht, für die Arbeit eines Laien, echt amtlich aus. Ich habe definitiv kein Problem damit das auch auf Dauer so zu lassen. Von Weitem sieht es echt jetzt schon richtg gut aus.

Mir war wichtig, den Lack richtig durchtrocknen und härten zu lassen. Ich habe ihm 24 Stunden Ruhe gegönnt. Ich bin also am nächsten Tag hergegangen und habe angefangen den Lack mit Schleifpaste zu polieren. Das Ergebnis kann sich wirklich sehen lassen. Zwar hat der Lack eine gewisse Orangenhaut behalten und ist nachwievor nicht Autolack-flächig-glatt. Aber nun glänzt er und die Übergänge von der Reparaturstelle zum Originallack sind nahezu unsichtbar. Auch aus unvorteilhalten Blickwinkeln, wie z. B. von hinten rechts, sieht man jetzt den Unterschied von glänzend zu matt nicht mehr. Ich bin gemessen an Aufwand und Ergebnis absolut zufrieden mit dieser Reparatur.

 

 

Die Materialien die ich verwendet habe sind:

15,- Kwasny 2K Spachtelmasse

15,- Kwasny 2K Grundierung und Rostschutzfarbe

12,- Kwasny Fiat Bianchisa Weiß Lack

- Kreppband

- Schleifpaste

- Schmirgelpapier 200 und 800

- Spachtelset aus breiten und schmalen Spachteln

- Stahllineal

 

- alte Socken

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