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Der erste Test - richtig geil!

Nach all den Monaten des Ausbaus, den vielen Überlegungen, musste aus dem theoretischen Modell endlich Praxis werden. Schließlich wollten wir wissen, funktionieren alle elektrischen Geräte, lädt das Panel die Batterie, geht der Kühlschrank und sind die Betten wirklich bequem. Also wollten wir unbedingt vor der Winterpause doch nochmal wegfahren. Wir wollten zwar ins kalte Wasser geworfen werden aber allzu kalt sollte es bitte dann doch nicht sein. Also wären kontrollierte Bedingungen nicht verkehrt. Da wir mehrmals im Jahr unsere lieben Freunde im Bayerischen Wald auf deren Bauernhof besuchen, haben wir uns kurzerhand entschlossen einen weiteren Besuch für 2018 dran zu hängen.

Der Innenraum
Da wir ja ursprünglich Wohnwagencamper waren, und auch nur Wohnwagen-Grundrisse und -bedingungen gewöhnt waren, war uns klar, dass unser „Alltag“ angepasst werden muss. Wie der genau aussehen muss, würde sich beim „Wohnen“ von selbst herauskristallisieren. Eine Frage die ich während des Ausbaus immer wieder zu hören bekam war „..aber hattet ihr denn im Wohnwagen nicht viel mehr Platz?“. Diese Annahme drängte sich Allen auf weil der Wohnwagen 30cm länger und 5cm breiter war als das Cruisemobile. Aber ich war mir, in der Theorie zumindest, sicher, dass im Cruisemobile nicht weniger Platz sein würde, weil ich den Grundriss sehr platzsparend und effizient gestaltet hatte. Aber, trotz aller intelligenter Planung kann sich die Praxis auch anders darstellen. Im Wohnwagen hatten wir zwar eine U-Sitzgruppe aber die haben wir sehr oft nicht nutzen können, weil diese auch als Schlafplatz gebraucht wurde und der Umbau richtig nervig war. Auf dem Tisch etwas stehen lassen ging auch nicht weil dieser ja dann auch als Liegefläche herhalten musste. Deshalb haben wir im zweiwöchigen Italienurlaub die Sitzgruppe meist gar nicht mehr rückgebaut. Das nervige war auch eher das Umräumen, Bettlaken abziehen, Bettzeug verräumen und Tisch abräumen, weniger der eigentliche Umbau. Im Cruisemobil haben wir über der Dinette zwar das Hubbett aber dies lässt sich in 20 Sekunden umbauen und lässt so viel Platz über dem Tisch, dass man jederzeit alle Sachen wie Becher, Sonnenbrillen, Magazine oder sogar eine 0,5l Wasserflasche stehen lassen kann - obwohl im Hubbett oben Sitzhöhe ist. Da der Umbau so schnell und problemlos von Statten geht - man lässt einfach Kissen und Decken im Bett - haben wir auch jeden Morgen und Abend total ungestresst das Bett rauf oder runter gefahren, mehr nicht. Und wir hatten somit tagsüber stets eine nutzbare Sitzgruppe.
Das Bad war zwar im Wohnwagen geringfügig größer, aber in der Praxis ist durch die Tür wesentlich mehr nutzbarer Platz. Wollte man sich im Wohnwagen umziehen ohne eine Peepshow zu liefern musste man dies im geschlossenen Bad tun. Dabei hat man sich Knie und Ellbogen zu Kotlett gehauen. Im Cruisemobile schließt man die Badtür an der Küche und kombiniert Bad, Küche und Bett zu einem großen „Ankleidezimmer“ - sehr komfortabel. Ausserdem sind auch alle Kleiderschränke im Heckbereich somit sind diese dann auch im direkten Zugriff während man sich umzieht.
Die Dinette wurde wegen der Breite des Bettes länger als in normalen Ausbauten. Dadurch fiel der Tisch sehr breit aus und ist für ein ausgiebiges Frühstück vorteilhaft groß. Dadurch, dass man Fahrersitz und Doppelsitzer in Richtung Innenraum drehen kann, stehen ausreichend Sitzplätze zur Verfügung. 
Ob ein Bett bequem ist, merkt man nicht nach fünf Minuten. Da muss man schon mal eine ganze Nacht darin verbringen. Das haben wir auch gemacht. Das Hubbett für die Mädels ist gerade mal 5cm schmäler als im Wohnwagen aber das ist den Mädels nicht aufgefallen. Das Heckbett ist im Vergleich zur umgebauen Sitzgruppe im Wohnwagen schon bedeutend schmäler. Aber für eine Person, sind die 100cm sehr geräumig. Die Kaltschaummatratzen waren halbwegs ok. Ich habe die drei Tage ohne Schmerzmittel überstanden.
Die Elektrik
Zwar habe ich vorher bei der gesamten Elektrik die Funktion getestet, aber manches sieht man erst im Einsatz. Erfreulichweise hat alles funktioniert. Der Fernseher lief, alle Ladestationen funktionierten, aus allen Steckdosen kam Strom und überall ging das Licht an. Was man im Vorfeld nicht weis, ist ob das Licht hell genug und an den richtigen Positionen angebracht ist und ob die Steckdosen wirklich da sind wo sie gebraucht werden? Dem war so. Eine Sache war allerdings echt blöd: Zwar habe ich bewusst den EBL im Heckstauraum eingebaut allerdings ist es unprakisch im Wohnraum keine Möglichkeit zu haben den Zustand der Batterie ablesen zu können. Dazu mussten wir aus dem Fahrzeug aussteigen und die Hecktüren öffnen. Da musste definitiv noch ein Kabel von der Batterie in die Dinette verlegt werden um dort irgendwo eine Batterieanzeige zu verbauen. Das ist mittlerweile erfolgt. Der Kühlschrank lief zwar aber benutzt hatten wir ihn nur für Getränke.
Was ich leider nicht testen konnte war die Ladeleistung des Solarpanels. Da es zum Zeitpunkt unseres Trips schon fast winterlich und dazu noch bedeckt war, war sonnenmäßig nicht viel los. Dazu kam noch, dass die Tage, wie im Winter üblich, sehr kurz waren. Das war als würde man versuchen ein Regenfass, mit einem riesen Loch, mit einer Pipette zu füllen - und das nur von 11-14 Uhr. Sinnlos. Dieser Test muss wohl auf das Frühjahr verlegt werden.
Die Wasserversorgung
Da wir im Cruisemobile nicht kochen brauchen wir Wasser nur im Bad um uns zu waschen. Die Kanister für Frisch- und Abwasser sind direkt neben dem Bad in der Sitzbank der Dinette. Die 20l Frischwasser waren mehr als genug. Da wir keine Dusche haben und wir Trinkwasser in Flaschen dabei hatten, war nach drei Tagen nur ein Drittel des Kanisters aufgebraucht. Allerdings war bei den herbstlichen Temperaturen das Wasser morgens, trotz beheiztem Innenraum, schon ziemlich kalt. Da müssen wir uns was überlegen wenn die Dieselheizung eingebaut wird. Aber ansonsten hat wassertechnisch alles perfekt funktioniert.
Die Heizung
Da wir beim Ausbau die Kosten für die Dieselheizung erstmal gescheut und auf 2019 verschoben hatten, haben wir auf einen Heizlüfter gesetzt. Dieser würde seine Berechtigung auch nach dem Einbau der Dieselheizung nicht verlieren. Aber bei diesem ersten Trip stand uns eben nur der Heizlüfter zur Verfügung. Als wir bei unseren Freunden ankamen war es schon fast dunkel. Nachdem wir mit unserer Begrüßung durch waren - eine ganze Stunde später - war das Wohnmobil schon sehr ausgekühlt. Ich habe dann den Heizlüfter angeworfen - Vollgas mit 1500W. Der Innenraum war relativ schnell angenehm warm, aber das Mobiliar war immer noch sehr kalt und hat sehr kalt abgestrahlt. Es hat dann nochmal zwei Stunden gedauert bis alles Zimmertemperatur hatte. Ab da konnten wir die Heizung auf 750W runterregeln und durchlaufen lassen. Wir hatten zwar keine Sauna-Temperaturen aber gefroren haben wir auch nicht. Wir hatten zu diesem Zeitpunkt noch keine Wetterstation aber ich schätze wir hatten ca. 20 Grad. Da das Wohnmobil wirklich bis ins Mobiliar aufgewärmt war, war das kurzeitige Öffnen der Schiebetür auch kein Problem. Im Vorfeld hatte ich noch Bedenken, dass der Heizlüfter eventuell am Gehäuse warm werden und sich irgendwas entzünden könnte. Deswegen bin ich am ersten Tag fast stündlich ins Womo und habe die Temperatur des Gehäuses gefühlt. Da war keine Wärme zu verzeichnen. Das Heizlüftergehäuse ist im Sitzkasten so eingelassen, dass der Wärmeauslass weit genug von brennbaren Hölzern oder Stoffen entfernt ist. Ab dem zweiten Tag konnte ich mir sicher sein, dass es da keine Probleme geben wird.
 
Was extrem gegen die Heizung gearbeitet hat, waren die Gestelle der Vordersitze. Diese sind direkt in das unisolierte Fahrzeugchassis geschraubt. Somit überträgt sich die Kälte direkt von außen ins Cockpit. Von dort strahlen die massiven Rohre wie Kühlkörper. Das ist mir zufällig aufgefallen als ich im Doppelsitz saß. Was auch deutlich zu spüren war, ist, dass über den unteren Dichtspalt der Schiebetür die Kälte über den Boden kriecht. Das kühlt den gesamten Boden im Dinettebereich aus, weil dieser an der Stelle nicht doppelt ist. Ich habe nach dem Trip als erstes die Rohre der Sitzgestelle mit Heizungsrohr-Isolatoren ummantelt. Das reduziert die abstrahlende Fläche der Rohre. Für den Türspalt der Schiebetür habe ich auf die Breite des Extra-Küchenblocks einen Zugluftstopper installiert. In Eingangsbereich liegt ein eigens angefertigter Zugluftstopper den man einfach in den Spalt legt wenn man das Fahrzeug von innen schließt. Ich denke bereits darüber nach, den Boden im Dinettebereich zu doppeln. Aber das werden wir noch sehen.
 
Die 18“ Felgen
Ich habe die Felgen natürlich gekauft weil sie geil aussehen. Aber ich muss sagen der Fahrkomfort ist dadurch auch viel besser geworden. Das Geklapper im Innenraum hat abgenommen und das Fahrverhalten in den Kurven scheint mir auch stabiler zu sein. Auch hat sich das Drehzahlverhalten geändert. Ich könnte schwören, dass bei gleicher Geschwindigkeit, z. B. 60km im 5. Gang, die Drehzahl niedriger ist als bei den 15“ Felgen.
 
Fazit
Das war natürlich noch kein ausgiebiger Test aber wir wissen jetzt schon mal, dass wir mit unserem Ausbau keinen Mist gemacht haben. Im Schnelldurchlauf haben wir alles in der Praxis getestet und alles hat bestanden. So können wir ruhigen Gewissens in die Winterpause und freuen uns auf das Frühjahr 2019.

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